Gelüste

Kandierte Steine

Ein Ort für Fragen

Kandierte Steine, sagst du und ich denke an die Zeiten, als Kiesel mir noch köstlich wie Buttermilch und Spucke, dein Zeigefinger mir Salzstein und Kamm in einem. Und dann lachst du und aus dir sprudeln Fragen, die ich so noch nie gesehen. Fragen, die Hunger machen auf dein Leben und das was du zwischen Satzzeichen zu packen vermagst, Koffer für Koffer und Handgepäck jenseits aller Sicherheitsbestimmungen.

Man packe beide Arme in kobaltnen Gips, knietief und bis dass der Bass die Fingernägel streicht, referierst du, und ich warte schon jetzt auf die Mulden, die dein Daumen in meinen Nacken graben wird, wenn die Beweglichkeit wieder einsetzt. Sehnsüchtelnd. Knietief ist wichtig, sagst du und demonstrierst deine knöchernen Ellbogen an unerwarteten Stellen, zückst Augenbrauen, wo ich Stirnfransen erwartet hätte und ziehst deinen Taschensee aus der Tasche, mit Zweige schlenkernder Trauerweide: Falls du schwimmen möchtest, oder am Ufer Geschichten schreiben. Du Schuft!

Du weisst zu gut, wo sich Worte zu Hause fühlen, hältst Klammern bereit, Semikola und ungenutzte Absätze. Und Menschen. Menschen, die dir den Käse einpacken, das Kopfhaar entlausen und den Fisch entgräten. Menschen, die Zartheit züchten, auf dem Fensterbrett, Zeit in dicken Wannen und Arme voller Mut für dieses entschleunigte Leben, das da jenseits von Multitask gelebt werden will, bereithalten. Menschen, die kandierte Steine lutschen, eine Geschichte ausspucken und das ohne zu krümeln.

Gelüste

Balsamicobutter auf nüchternen Magen

Wespen, Honig, Abschied! Man will dich in den Arm nehmen und sanft die Mulden zwischen wehmütigem Hirn und tragenden Schultern walken. Dir Semmeln schmieren und ein Fußbad richten, einen Horizont an den Wannenrand zeichnen, der Lust macht, loszulaufen. Man will Minzblätter zupfen aus Nervosität und Pancakeberge verschlingen, nur weil Sonntag ist und Sommer und du da.

Weil du schreibst wie ich lächle, knipst meine Kamera Punkt, Punkt, Komma, Strich statt architektonischen Highlights. Highlights, die den Teufelsberg über den Alex stellen und unter die Spree einen Gewölbekeller bauen, der nur mit Mittelscheitel zu betreten. Weil ich schon wieder kalte Füße bekomme statt Butter will ich Balsamico und deine Stimme durchs Telefon, lächelnd, weil die Sonne scheint und du zwar die Badehose umsonst mitgebracht, aber dafür drei Meter Lust unterm rechten kleinen Zeh dabei hattest.

Dass da auch Zärtlichkeit haust, hinter deinem Kaffeewunsch war mir schon klar. Dass du Angst hast, erst beim zweiten Whisky. Und doch, man will dich nüchtern küssen, die Zehen – 1 bis 10 – im kalten Wasser, die linke Schulter kurz vor Sonnenbrand und mein Rücken an einer Brust, die Haare hat und zwei Seelen mindestens.