Skulpturenpark Kloster Schönthal (2022)

Kloster Schönthal 2022 | © Anne Seubert

Jura ist ein Fach, das man studieren kann. Der Jura aber ist ein Gebirge am nördlichen Alpenrand, das sich zwei Länder teilen: Frankreich und die Schweiz. Sie lassen sich verwöhnen von Almen und Käsesorten, von Hügelketten und Tälern, sich lose abwechselnden Höhen und Tiefen und rarer werdenden Schätzen aus Fauna und Flora, die es zu entdecken gilt. Jedenfalls verstehe ich das gern als Aufgabe und verliebe mich beim Abarbeiten jedes Mal aufs Neue in eine bislang ungesehene Falte dieses Berg-Leibs, in einen Hang, eine bewaldete Mulde, einen abgelegenen Hof, einen Blick über Wölbungen im Abendlicht, ein endlos lockendes Tal.

Der Jura ist auch die Heimat meiner heimlichen Liebe, des Doubs, und ansonsten nicht besonders dicht besiedelt. Die teils lieblichen, teils zerklüfteten Jura-Täler bergen wilde Schluchten und mitunter fast karg anmutende Höhenzüge, nach Westen hin werden seine Ketten immer flacher, bis sie dann in Richtung der sagen-umwobenen Burgunder-Pforte oder der sumpfigen Ebene östlich des Saône-Tals ganz auslaufen. Mag man sich verlieren, findet man sich hier. Dieses Jahr war es ein Kloster, das uns fand, und seit einigen Jahren als Skulpturenpark seine zweite Bestimmung auslebt. Von einer großzügigen einst Stiftung erworben, scheint es, als werde das Kloster Schönthal und das es umgebende Landgut als Scharnier zwischen Himmel und Erde verstanden und als Oase für Kunst und Natur genährt und von zahllosen Händen gepflegt. Als Herberge und Verweilort dürfen wir als Mensch und Wanderer zwischen den Welten es auf- und besuchen.

Himmel, Erde, Kunst

Das Kloster steht noch in Originalformation, Mauer für Mauer mit kleinen Fenstern samt hölzernen Läden um einen Hof in eine Mulde geschmiegt und birgt Küche und Herd, Zimmer und ein Museum für wechselnde Ausstellungen. Hof und Garten teilen sich Pflicht und Kür und so tummeln sich die ersten Skulpturen hier etwa als Brunnen getarnt zwischen Rosen- und Kräutergarten. Das Land weiß, was es an grasenden Kühen hat, und Kunst zu schätzen: Hügelan – und ab lassen sich Blickachsen immer wieder neu austarieren, kombinieren und ad absurdum führen. Stählerne Scheinriesen warnen vor Wildblumen, Ozeane werden zum Schweigen gebracht und Winkel spontan erst flambiert, dann halbiert oder auch geviertelt und schließlich den Gottheiten zum Schmaus angeboten.

Das Gras ist hier nicht auf der anderen Seite grüner, sondern genau da, wo du stehst und staunst und dem Himmel ein Stückchen Erde anbietest. Und wenn er anbeißt, schafft die Kunst es, wieder ein Stück Land um den Finger zu wickeln. Unser innerer Horizont dehnt sich und es entstehen neue Resonanzen, neue Klänge, zu denen es sich herrlich tanzen lässt. Ganz in Stille oder mit ein paar Kuhglocken im Hintergrund.

 

 

Für Besuche mit oder ohne wortlaute Lektürehilfe seien die Koordinaten hiermit verraten:
www.schoenthal.ch

2 Gedanken zu „Skulpturenpark Kloster Schönthal (2022)“

  1. Carola Schütz sagt:

    Herzlichen Dank für die wunderschöne Beschreibung des Ortes!

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