Allgemein

Süsswasser

Wie dir das Wasser um den Leib streicht, alle Seiten auf einmal touchierend und ohne Blasen zu schlagen, im vollen Bewusstsein, dass du weißt, was unter der Welle sich trägt, und dir gut zu Gesicht steht: Ein Land ohne Verräter.

Wie dir das Land seine Ufer schenkt, Küste für Küste in den Sonnenuntergang legt, Muschelkalk streut und Dünen zähmt, Palmen vertröstet und stattdessen Schatten anpflanzt, in denen der Wind zur Ruhe kommt, und das Licht zu sich.

Wie dir der Wind die Haare aus dem Gesicht streicht, und den Nacken freilegt, mit nichts als einer Handvoll Böen, die aus dem letzten Herbst gerettet auf ihren siebten Frühling hoffen, und du schauerst kurz, lachst und springst zurück ins Meer.

Wie dir das Licht ins Meer folgt, erst oberflächlich, dann Tiefe wagend und Weite, und das Salz seine Kristalle rausholt und alles auf eine Welle setzt, haushoch mindestens, verliert, und es sternklar ist, dass das Absicht, auch dem Mond.

Wie dir die Süße um den Hals fällt und deine Flossen plötzlich Farbe tragen, als ob Rosenmontag, und der Regenbogen bereits gelandet, dabei hat der Song Verspätung, nur deine Zeile steht schon am Gleis, ein Glas Süßwasser im Handgepäck.

Allgemein

Ein Überangebot an Mensch

Beginners Flying | © Anne Seubert

Wir sprechen über die Zeit, er probiert sie aus, wie er jede Bühne betritt, auch wenn sie die Bretter offen trägt, den Orchestergraben stummgeschaltet. Mehr Drama geht nicht, eine tiefere Stille wäre vermessen. Wir wünschen uns alles Gute und geloben zu halten, was nicht versprochen wurde: Das Beste, die Zukunft und die Hoffnung, die ja immer erst als letzte gehen darf.

Ein Überangebot an Mensch begutachten wir aus der Ferne, ohne zu antizipieren, wie es sich damit lebt, als wäre Leben etwas  das gelingen könnte, wenn man nur emsig genug übt. Und dann hebst du plötzlich den Blick über den Wartesaal hinaus ins Sprechzimmer, lässt synchron alle unsere Knie zittern, und mich auferstehen.

Immer eine Handvoll Zärtlichkeit unter der Fußspitze, klingt das Halleluja auch in der leeren Kirche voll, macht ein Amen möglich und das nötige Übel sich zu einem Weg zusammenfinden, der uns gangbar erscheint und weit genug, um davon abzukommen. Der Sturm ruht, als du die Arme endlich öffnest und uns willkommen heißt, und dann wagt ein Licht sich ins Dunkelblau deiner linken Augenpartie und eröffnet eine Zweigstelle: Schach by first sight.