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worte für w. | Virtual Bathing | Notizen (I)

worte für w., stand auf dem zettel, den du mir unter der tür durchgeschoben hattest, der badezimmertür, der ankleidezimmertür, der umkleidekammertür, und als wunsch hattest du sie konnotiert, nicht aussage, nicht titel, nicht frage, nein, wunsch, das war klar erkennbar, und schwimmen sollten sie können, mindestens seepferdchen, besser noch freischwimmer, aber den habe nicht mal ich, hast du den, oder was habt ihr da für ein system in der schweiz? das seepferdchen gabs dann als aufnäher für den badeanzug, ich trug meinen mit stolz und hatte das seepferdchen auch als silberne kette. bei “silberne kette” muss ich übrigens  immer an klaus lage und seine “silberne spange” denken, den song, der auch soundtrack dieses großartigen schimanskis “faust auf faust”, aber das ist vermutlich sehr brd und nicht über die grenze in dein land bekannt. oder doch? seit wann lebst du in berlin?

in jedem fall mag ich seepferdchen und das abzeichen bekam, wer sich traute rein, also ins wasser, zu springen, ganz “einfach” vom beckenrand, 25 meter ohne pause schwimmen und einen ring vom boden holen, also auch tauchen konnte. das hab ich geschafft damals nach dem schwimmunterricht, zu schwimmhäuten zwischen den fingern hat es leider nicht gereicht, die hatte ich mir so gewünscht, dafür hat der schwimmlehrer mich dann immer ermahnt, die finger zusammenzuhalten, um mehr fläche und damit mehr druck aufs wasser aufbauen zu können und schneller zu schwimmen. heute schwimme ich gerne langsam und auf dem rücken, kraulen hab ich nie gelernt und “delphin” ist mir ein rätsel, das endet bei mir immer im anfallartigen prusten, was mir gerade bei salzwasser sehr unangenehm ist. allerdings schwimme ich viel lieber in salzwasser und seen als in chlor, aber das geht vermutlich jedem so.

worte für w. also, und ich frage mich, ob du auch wellen gelten lässt, ein worte-wellen-bad, in dem man abtauchen, untertauchen, untergehen vielleicht sogar, kann, nur um dann irgendwann natürlich wieder aufzutauchen, die ohren noch voll wasser bzw in unserem fall ja dann vor worten und wort-splittern, so dass man den kopf schief legen muss und sich ausschütteln, so dass die wort-tropfen fliegen und ich stell mir silben vor, die dann in keiner reihenfolge, sondern wild durcheinander und auf dem kopf und falschherum rumfliegen und sich vielleicht wie so atome zu molekülen neu zusammenfinden und ineinaner verhaken, versuchsweise. wenn worte schwimmen könnten, würde sie sich dann wohl vor dem baden abduschen, wie das in den Schwimmbädern ja zumeist pflicht? würden sie bikini tragen oder badeanzug? großzügig geschnittene shorts oder eher knappe badehose? eine boje wie david hasselhoff oder neopren? welches wort wäre wohl wasserscheu und welches als erstes im wasser? welches bräucht eine schwimmhilfe, schwimmflügelchen in knall-orange? welches wort wäre so gar nicht aus dem wasser zu bekommen, egal ob die lippen bereits blau und die zehen steif gefroren? welches wort säße am beckenrand, ein eis in der hand oder eine dieser riesigen, klebrigen schwimmbadwaffeln in weiß und rosarot, und nur die füße im wasser? welches wort könnte tauchen?

worte für w. sind gesetzt, die frage ist nur welche und wie schnell sie sich sammeln lassen, wenn es ans und ins wasser geht, wenn der ton, also konkreter deine töne, die musik machen und die worte eine welle machen dürfen oder zwei, aber nicht unbedingt einen satz bilden, auf der zeile zur geltung kommen, zwischen zwei absätzen substanz schaffen müssen, eine geschichte erzählen, einen witz reißen, sondern mitschwimmen, obenauf wie fettaugen auf der kraftbrühe, mittendrin wie buchstabennudeln-konglomerate oder unten an den beckenboden sich schmiegend wie kaffeesatz, aus dem sich die zukunft lesen lässt, wenn man das will. was ich ja immer toll fand, waren die turmspringer und die, die wasserballett-tänzerinnen, die alles synchron konnten, ob ich das mit worten und deinen klängen hinbekomme? inklusive dieser anmutigen wende-manöver, rolle-vorwärts-seitwärts-hoch-das-bein?

 


Das virtuelle STADTBAD-Laborprojekt TWENTY entwickelt sich weiter lebendig! Dank der 20 KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen aus Brandenburg, Berlin, Hong Kong, Finnland, Chile, Iran, Schweiz, Belgien und Großbritanien, die in Tandems je ein virtuelles Schwimmbecken mit eigens konzipierten und programmierten, aufwendigen Gestaltungstools arbeiten. Malerei, Video, Musik, Fotografie, Tanz, Sound, Installation, Performance, Intervention, Wort.
Nehmt Euch Zeit und besucht die 10 Schwimmbecken! Ihr bewegt Euch vollständgig frei im Raum, durch das STADTBAD und die Kunst (sound ON nicht vergessen):
Tandem 1
Pablo Hassmann/CHL+Julian Zacharias/GER
@pablohassmann / @julian.zacharias_
Tandem 2
Robin Pourbaix/BEL+Henning Watkinson/GER
@pourbaixrobin / @henningwatkinson
Tandem 3
Hadis Mottaqi/IRN+David Lehmann/GER
@haddis_mottaghi / @d_vidlehmann
Tandem 4
Gustavo Espinosa/GBR+Sören Fries/GER
@gus_1944
Tandem 5
Wong Tin Yan/HKG + Katharina Forster/GER
@kath_meandmyhands
Tandem 6
Annelleen Swillen+Greg Scheirlinck/BEL+Carla Petzold+Miriam
Taschler/GER
@anneleenswillen / @gregscheirlinckx
@miri_ama / @_kunstkartell_
Tandem 7
Jana Rusch/BEL+Leon Lenk/GER
@jana_rusch / @leonlenkfotografie
Tandem 8
Wolfgang Heiniger/CHE+Anne Seuber/GER
@berladelphia
Tandem 9
Arja Soramäki/FIN+Patricia Holland Moritz/GER
@patriciahollandmoritz
Tandem 10
Henri Asmar/LEB+Katalin Krasznahorkai/GER
@henriasmar
Das Vorhaben wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
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Xenos – Be my artist!

Aus der Sonne trittst du in meinen Schatten, der dir wortlos seine Dunkelheit anbietet und heimlich tief einatmet, als wüsste er genau, mit was er sich seinen Mut belohnt wünscht, und vermutlich auch, wieviel Gramm Wärme deine Haut bei jeder Berührung an ihn abtreten würde, und wie umfassend umarmen geht, ganz Gastgeber im Sinne der Annahme, das Nähe immer auch Politik, immer auch Wahrnehmungskuratierung, immer auch Kunst, die im Arm des Anderen sich vollendet. Somos+. Somos mas. Wir sind mehr

Müde siehst du aus, dick. abgekämpft. Unsere Zeit sei vorbei, sagst du, es ginge dir gut, mir geht es anders, ich wollte dich noch einmal sehen, uns noch einmal erleben, ausnüchtern. Ich mag deine Stimme immer noch, aber es ist nicht mehr meine Stimme, sie hallt nicht mehr in mir, ich bin dir egal, du bist mir fremd, ich finde Worte für uns, wo früher ein Sehnen vorherrschte. Mein Leben bleibt ein Leben ohne dich, freuen wir uns, uns zu sehen, einzeln gestrandet jenseits des Wir, das das Zeitliche segnete ohne uns um Erlaubnis gefragt zu haben. No+. Nunca más. Nie mehr.

Prosafarben die Metamorphosen, die du von Hand in ein Unikat gefasst hast, die Lettern einzeln in das schwere Bütten gewunden, der Feder vertraut, der Tinte das nötige Schwarz aus den Rippen geleiert. Die Würde der Kunst plötzlich antastbar, bis die Würde zur Gewohnheit? Kunst als alternativer Erinnerungsraum. Dignidad hecha Costumbre, flüstert dein Spanisch und kündigt seinen Wahrnehmungsmord in einer Aufteilung des Sinnlichen vom  intellektuell Wahrnehmbaren an. Die Kunst bleibt Gast, Kunst bleibt uns wie die Haut, die dich hält, zusammenhält und mich an dir. Más que nunca. wenn nicht für immer, dann wenigstens für ewig: Be my guest!

Xenos can be translated both to foreigner (in the sense of a person from another Greek state) and to a foreigner or traveler brought into a relationship of long distance friendship. Xenos can also be used simply to assert that someone is not a member of your community, that is simply foreigner and with no implication of reciprocity or relationship. Xenos generally refers to the variety of what a particular individual can be, specifically guest, host, stranger, friend, and, as previously mentioned, foreigner.

The ambiguity of the meaning of xenos is not a modern misunderstanding, but was, in fact, present in ancient Greece.[1] Sophocles uses the vagueness of the word xenos in his tragedy Philoctetes, with Neoptolemus using the word exclusively for Philoctetes to indicate the uncertain relationship between the two characters.[1] Xenos can be used to refer to guest-friends whose relationship is constructed under the ritual of xenia (“guest-friendship”). In this usage it is commonly translated as “guest-friend” to distinguish it from the Greek word philos, which was used to refer to local friends and to relatives not strictly bound by xenia. The Greeks used this ambiguity because they thought strangers could be gods or goddesses in disguise, so they were always kind and respectful to strangers, because if it was a god, they could be blessed by that god or goddess.