Gelüste

the ocean itself is not moving along with the waves

the ocean itself is not moving along with the waves

 

Der nickt anders, sagst du, und versprichst dich dabei nur in meinem mangelnden Verständnis, das Ticken des Ozeans war das eigentliche Thema, dem sich mein Gehör verweigerte, welches noch tief in der Muschel weilte, als du längst den Faden wieder aufgenommen hattest und unseren Fokus mit beiden Händen auf den Pott zu setzen versuchtest.

Einatmen, ausatmen, habe ich von ihm gelernt, will ich ihm die Stange halten und seine Ehre hoch, auch das Fließen, das du nicht gelten lässt, the ocean itself is not moving along with the waves, flichst du ein, was ich wahrzunehmen verweigert hatte, denn ja, er tanzt auf der Stelle, er rührt sich nicht vom Fleck, er bleibt in seiner Kuhle, plätschert nur da und dort mal an den Strand einer einsamen Insel, aber wirklich an Land traut er sich nicht, so ewig wie ein Vaterunser, die gischt-umspülte Flasche Bier in der Hand, ist er Tanzfläche und kopfnickender Beobachter zugleich.

Und doch, will ich ihm Mut und Verve eines Revoluzzers nicht widerspruchslos abgesprochen wissen wollen, ist ihm die Welle nicht Charakterzug und unveränderliches Kennzeichen wie mir das heimliche Muttermal auf der linken Brust?

Gelüste

Kirschrahmschnitzel, Kollektivschulden und Kissenschlachten, Kunst und Feuilleton

Resonanz, sagst du, und ich ahne das Tremolo, das meine Kniekehlen ereilen wird, wenn ich heute abend diesen Moment Revue passieren lassen werde, und dein Klavierspiel, das du mir hast spontan angedeihen lassen, als unser erster gemeinsam verbrachter Tag die Segel strich, und die Nacht auf sich warten ließ. ‘En garde’ steht auf dem Kissen, das deine Träume herauszufordern versteht, als hätte es das studiert, als entschiede Weichheit über Zugkraft und ein Kleid aus Baumwoll-Leinen in zurückkaltendem Grau-Melange über alle Schuldenfreiheit entscheiden.

Deine ungepflegte Anmut hatte mich bereits am Morgen den Blick immer wieder deine Silhouette entlangtasten lassen auf der Suche nach ihrer Quelle, die zu finden, sie vermutlich gleichermaßen erklärt wie zerstört hätte. Das Kirschrahmschnitzel, das dir auf der Karte als erstes auffällt, verbirgt seine Kalorien nur notdürftig unter deinem liebsten Steinobst, mir offenbart es seine Schweizer Wurzeln im Rahm, der auch dem Zürcher Geschnetztelten immer viel besser zu Gesicht steht als unsere Sahne, ganz egal ob erste oder zweite Wahl, liebes Feuilleton, fügst du meinem unausgesprochenen Heimatgefühl hinzu.

Die Schlacht, die wir um Mitternacht eröffnen ist eine, die über uns hinausragen, von uns erzählen, über uns richten wird, das verrät der erste Kuss bereits, der nur in Gedanken deine Unterlippe um das entscheidende Grad nach oben ausrichten wird, öffnen, nennt das der Volksmund, ich behaupte, es ist weit davon entfernt und würde auch nie einem Ton die Tür aufmachen, geschweige denn einem Wort den Weg anbieten. In deinem Angebot hast du eine Hand, was sag ich, zwei, auch vor Mitternacht bereits. Nach Mitternacht aber kennt sie den Weg auf mein linkes Hüftbein, fragt scheu nach dem Weg, entziffert die Zeichen, die erst dann sichtbar, wenn mein Ok steht und das Willkommen auch in deiner Sprache leuchtet und deinem Daumen eine Brieffreundschaft anbietet.