Geliebte

Noch ein Mal das Zeilenende aufspüren und aufblühen

Dichten ist Hoffen, ist Nachahmen und beten,
ist Freude, schöner Götterfunken auf Eis,
ist Gratwanderung und Wonneproppen,
ich möchte bitte ein S kaufen, spricht ein Leser
und weiß nicht, wie wenig Essen in eine Strophe passt
Ernährungspyramide hin oder her.

Noch einmal das Zeilenende aufspüren und springen,
in ein offenes Ende eines Gedichts, das keinen Faden hat,
aber die Nadel im Knie und den Fuß im Wind, mit Sechzehn
noch reich an Tagträumen und Erdbeermündungen,
Meilen unter dem Meer eines der tiefsten und
wer die Reime sich zählen traut, landet gar im
Negativen, welches das Ende vorweg nahm

Dichten ist Warnen gegen den Strom
ist voraus und hintangestellt hinter alles und jeden,
was aktuell, was dringend und wichtig, was laut oder
auch nur auf der Agenda, auch wenn die keiner liest,
du aber hältst eine Fingerspitze parat,
eine Wimper im Wind
eine Wange noch hin, dem, der dir das Wasser
als Tränen reicht, die du selbst zuwege bringen musst.

Geliebte

leihst du mir dein alphabet?

ich möchte eingeschlossen werden
einberechnet
eingeweiht

ich möchte Einwand dir sein
und ein Weg in das, was du Zukunft nennst
und ich Wir

ich möchte einwirken
und einparken
einlenken, wenn dein Blinker versagt
und die Kurve flach liegt

ich möchte einsagen
und auf, was das Drehbuch uns vorschreibt
und du verneinst

ich möchte Sprache dir sein
und Sinn, Logik und Zwerchfell, Touchscreen
und Tintenfisch.

ich möchte den Widerstand
buchstabieren und Alphabete durchdeklinieren, ich möchte meine Sprache beiseite legen
und dich auf.