Gemäuer

Refuge à moi

Wie die Fliehkräfte motivieren
mich einmal mehr aus der Kurve zu tragen
der Tangente zu folgen
straight rein ins Vergnügen
das Kreisdiagramm zu verlassen
alles auf eine Linie zu setzen
einen Punkt

Wie das Wasser verführen
mich einmal mehr aus der Bucht zu tragen
den Wellen eine Melodie einzuflüstern
die den Text obsolet
Refrain und Strophen ein Wellenmeer
mein Leib eine Gabe an die Gischt
Salz in den Poren

Wie den Wind einladen
das Fenster zu öffnen, das Licht einzulassen
mir den Floh einer Flucht ins Ohr zu setzen
einen Ort, der Obdach und Versteck
eine handvoll Wunder bereit
und uns die Stange hält
egal wie müde wir ankommen
und in welcherSprache
Refuge auf den Lippen

Gemäuer

Inwendig | Aushäusig

We notice the scar, not the skin.
Viet Thanh Nguyen, A man of two faces

Inwendig
wagst du ein Wort
Kerngehäuse, nahe dem Wesentlichen
nicht auf deiner, geschweige denn meiner Seite verortet
vielmehr
im Innersten zuhause und da unabhängig
weil unabgängig
weil ohne jede Wand gebaut
weil wind- und weitedurchlässig
weil innen hier nicht nur Zentrum
sondern auch Zäsur

Inwendig
forderst du zum Tanz
Kreise, die vom Zirkel gezogen
ihre Mitte vermissen lassen, ihr Herz
samt Schlagwerk und Fließgleichgewicht
das zu halten sie angetreten
in ein Gewebe, das von Adern durchzogen
fremdes Gebiet
fremde Sprache auch und doch
in Rhythmus und Reigen dem Herz
anheim gegeben

Inwendig
legst du mir die Karten
verdeckt bleibt das Blatt in deiner Hand
fünf Finger für ein Halleluja
in einer Welt, in eine Welt:
deren Herz in deiner Hand
ein Innen markiert, das mich
atmen und wachsen lässt
inwendig zuhause und
aushäusig fremd