Gelüste

Noch eine Runde Schweben


Dein Schweigen hat ein Auge auf mich geworfen, füßelt heimlich mit meinem Lächeln, prüft seine Wirkung, während ich mit dem Leben flirte. Ich rede, träume, gestikuliere, zu laut und zu leise, zu raumgreifend und zu flatterhaft vor allem, um deinem Schweigen Einhalt gebieten zu können oder einen Schoß.

Mein Leben genießt die Aufmerksamkeit, hat Fahrt aufgenommen, will noch eine Runde und noch eine, schneller, höher, tiefer. Will die Nacht und den Tag, den Morgen und die Erschöpfung, den Anfang und ja kein Ende. Will den Moment und zwar jeden, ausbuchstabiert und in koketten Lettern auf den Leib geschrieben, will den Wankelmut und die Dekadenz, die Frechheit und den Schnaps auf’s Haus. Will nach Hause gebracht werden und über Nacht bleiben, will die Ruhe vor dem Sturm und den Sturm selbst, den Nachtisch zuerst, aber die Vorspeise bitte auch. Will den Blick und die Berührung, die Rente und alle Boni bar auf die Hand.

Dein Schweigen hat angefangen, Briefe zu schreiben, vorzugsweise nachts in altehrwürdiger Tinte auf Büttenpapier, fast meine ich das Kratzen der Feder zu hören, wenn ich den Buchstaben über das Papier in die Worte folge, die du für uns gemalt hast. Es lässt die Seiten aus, verführt mich in knietiefe doch stumme Fußnoten, lässt Stille wie ein Kapitelband neue Anfänge finden und knüpft ein Ende, das seinen Leser längst gefunden hat. Es kann schwimmen, weisst du das, und die Welt aus den Angeln heben?

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