Gemäuer

Beton(t)

San Gimignano Lichtenberg | © Anne Seubert

Auf Der B-Seite eine Liebeserklärung an ein Material, das unsere Städte prägt, Ausdruck von Anspruch und Verweigerung:
wo sich Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst die Klinke in die Hand geben stehst du im Imperativ,
Beton,
dir selbst genug.

Visual Statement sagen sie dir, ich sag dir Betong, Betonung auf der 2. Silbe. Betont man dich hingegen mit geschlossenem O und schlichtem N im Abgang, wie in Österreich, wohnt dir eine Eleganz inne, die sich die Architekten auch im Deutschen wünschen würden. Beton wohnt dann eine Eloquenz inne, die eine Anmut spürbar werden lässt, die ich oft so vermisse an dir.

Beton es!, möchte ich dich zum Imperativ machen, der du bist: Graue Eminenz, schmeckt Stahl dir zum Frühstück, Wasser macht dich alt und der Himmel ist dir die vorteilhafteste Kontrastfolie. Weil er so blau? Weil das Grau der Wolken, sich in dir zu Hause fühlt? Weil er so fließend? Du selbst magst es kantig, sobald du deine Position gefunden.

Du verdichtest, werfen sie dir vor. Du setzt Grenzen, wo man weiche Übergänge sich wünscht, du stehst – gerne auch mal im Kontrast und gegen das Establishment, das da Altbau und Rundbogen. Du bist nicht der mit den Kompromissen, aber du bist wandelbar, nicht nur Protagonist sondern gern auch mal Bühne.

Dass du altern kannst, lernen wir gerade, dass du keiner für eine Nacht, und durchaus jemand, der auch mal den Tisch deckt oder das Bad sich einverleibt und jemand, der sich gern ins gemachte Bett legt, oder sagen wir besser ergießt, auch. Beton, ich wünsch mir von dir ein Lied, das übers Wasser singt!