Gegenwart

Ich gestehe,…

Baum Silhouetten | Anne Seubert

Ich gestehe, ich mag es, wenn Menschen an mich denken, es macht mich lächeln, innerlich, mitunter sichtbar auch für andere. Ich mag, wenn sich das zeigt, wenn also diese Gedanken, in denen ich eine Rolle spiele, die ich mir aber nicht aussuchen darf, wenn diese Gedanken sich in Gefühlen, Geschichten oder Aktionen ausformulieren. Das ist ein wenig wie fotografiert werden, und in den Fotografien eine Rolle von mir erkennen, die ich für den Fotografierenden darstelle. Manchmal erkenne ich mich sofort, mitunter fremdele ich, werde schüchtern oder benötige eine Brille.

Ich gestehe, ich liebe das Schreiben als Akt des Ausformulierens, des Kombinierens von Worten und Gedanken, des Tastens und Begreifens, des Kommunizierens auch. Das bloße Tun ist dabei mindestens so reizvoll wie das Ergebnis, das sich häufig zu einem anderen Zeitpunkt und in einem anderen Format einstellt, als gedacht. Mitunter hatte es bis zur Verwirklichung keinen Anteil am Textprojekt, mitunter ist das Schreiben ein Scheitern, bleiben die Worte mir zu groß, zu klein, bleiben die Gedanken sie selbst.

Ich gestehe, ich lerne leidenschaftlich gern. Daher beobachte ich lieber als dass ich beobachtet werde. Ich lese fast so gerne wie ich schreibe und ich laufe fast jeden Tag. Gern zwischen, unter und um Bäume herum, die in einem steten Wandel begriffen gleichzeitig zu wachsen und zu vergehen scheinen, dem Nebel gar nicht so fremd oder nur in der Silhouette, die letzterer zu bergen, zu umschmeicheln ebenso wie aufzulösen weiß. Ich gestehe, ich lese es gern als einen Akt des Geborgennehmens unter Freunden.