Gegenwart

Auf dem Papier


Für das Sozialprestige und das Gefühl, nicht allein gewesen zu sein, ist es dennoch wichtig, existiert und einen Hund gehabt zu haben, wenn auch nur auf dem Papier.

Jeder, der einmal mit einem frischen, einem unausgedachten, unausgesprochenen Satz, einem unerkannten Wort, oder einer Melodie noch ohne Lied aufgewacht ist, und wer wäre das nicht, kennt den Reflex, zu notieren. Diesen Reflex, der schneller als sein Schatten, ins Unbewusste sich flüchtet, als bekäme er es teuer bezahlt oder doch zumindest nachdrücklich empfohlen. Eine Empfehlung, der sich der Reflex nicht entziehen möchte, befürchtend, sein Verhalten würde an Verantwortungslosigkeit gemahnen; er eilt ins sogenannte Umland, taucht ein, tief, auch wieder auf, wirft seine Anker versuchsweise in fremde Vorgärten, verlassene Hinterhöfe und offene Fragen. Er skizziert mögliche Wendemanöver auch, bevor er sich niederlässt, lauscht, zunächst hinter vorgehaltener Hand und zwischen die Gesänge der Zikaden, die sich nicht stören lassen, hört so unter dem Gras noch das Grün rauschen, und später dann über alle, die gehört werden wollen, hinweg eine Tonspur, die ihn überland führt in einen Tag, der von ihm nicht bestimmt, aber doch doch geprägt werden möchte.

Im Ohr dich und deinen Ton, der wie dein Duft sich breit machte in mir und sich nicht finden lässt jenseits von dir, aber in dir, sobald du dein Herz mir in den Schoß legst, deinen Schatten mich berühren, deinen Blick in meine Richtung ziehen lässt, deine Gedanken meinen Namen zu buchstabieren beginnen. Für Dichter kein einfaches Pflaster, zu dicht die Gefäße hier, die sich nicht füllen, nicht leeren lassen, zu eng beschrieben, zu oft auch, dieser Teil der Zeile, tonangebend für den Reim häufig, zu wenig Leerstellen für weitere Lettern und seien sie nur aus dieser ephemeren, von Natur aus mäandernden, kaum Luft, noch weniger Gründe benötigenden Tinte, mit der du deine Kreise ziehst, bis zu der Punkt sich findet, auf den du setzt, wenn du alle Hoffnung ziehen lässt.

Jeder, der sich bereits einmal der Hoffnung hingegeben, weiß wie ungern sie einen ziehen lässt, wie gut ihr Netz, so zart wie resilient geknüpft, niemand kennt seine Feinde besser als sie, scheint es, und das ist schon nicht die schlechteste Strategie, wenn es um Untergang geht, sie aber hält sich ans Happy End, by heart kennt sie den Stadtplan meiner Gedichte, wenn auch bislang nur auf dem Papier.