Gegenwart

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Es war einmal… ein schüchterner See, der nur dann und wann an die Oberfläche kam und auch dann nur leise. Der lieber Spiegel war als Bild, lieber Boden als Spielwiese, der das Wetter nahm, wie es war, und doch auch den schärfsten Blitz zu zähmen und den einsamsten Menschen sich umarmt zu fühlen lassen vermochte.

Der Himmel wagte nicht zu atmen, hielt Abstand und seine Wolken an, den See nicht mal in Gedanken zu touchieren, man ahnt wie schwer es ihnen fiel, wie sie im Halbdunkel die Ufer entlangstrichen, den Horizont immer wieder heimlich näherrückten, und im Morgengrauen die Tautropfen um ihre Berührungspunkte neideten.

Als eines Tages die Farben ihre letzten Urlaubstage abbummelten und die Bäume frühmorgens noch unbekleidet ihre Grounding-Übungen absolvierten, bezirzten sie die Atmosphäre kurz alle Schwerkraft und Thermik außer Kraft zu setzen und dem See eine Wunde zuzufügen, die nur sie wieder heilen könnten, seine Schüchternheit gleich mit, und versanken selbst noch ehe die Umarmung vollbracht.