Zettelkasten

Hannah Arendt: Ich selbst, auch ich tanze

Die Gedanken kommen zu mir,
ich bin ihnen nicht mehr fremd.
Ich wachse ihnen als Stätte zu
wie ein gepflügtes Feld.

Hannah Arendt, Ohne Titel
Aus: Ich selbst, auch ich tanze, Die Gedichte, Piper, 2015

 

Hannah Arendt wird vermutlich von wenigen mit Gedichten, mit ihren Gedichten in Verbindung gebracht, und doch sagt sie selbst, dass Gedichte, dass Dichten wichtig war für sie. Und zwar als Medium, um zu verstehen und um “Gedächtnis zu stiften”. Gedichte als Gedächtnis, Dichten als Dach. Sinnendes Denken, schreibt Irmela von der Lühe denn auch im Nachwort des Bandes, sofern es der Kunst gilt, sei “für Hannah Arendt nicht herstellend, sondern ein Akt der Transformation, eine Metamorphose radikaler Art. Schreiben als Tunwort, als politische Tatwaffe also? Ich mag, wie Hannah Arendt denkt und zum Denken bringt, also mich, wie sie wirkt. Ich frage mich, ob man (ihr) Denken einen Tanz  nennen kann, ob Denken und Tanzen sich viel näher sind, weil sie beide im geheimen stattfinden können, weil jeder für sich alleine denken und tanzen kann, aber sehr gut eben auch zu zweit im Diskurs oder Paartanz, entweder Formeln folgend oder frei, weil es Freestyle Tanzen genauso wie Freies Tanzen gibt. Auch weil tanzen mit Musik weitaus besser gelingt und gleichzeitig dadurch begrenzt wird, wie das Denken von Literatur und philosophischen Denkschulen und Fragen.