Gedanken

Muss es immer der Mai sein?

Mai in Brandenburg | © Anne Seubert

Muss es immer der Mai sein? Nicht vielleicht doch ein wenig Juni on top? Ein Hauch Februar zumindest im Abgang? Was wäre, wenn Sommer und Winter die Patentanten tauschten?

Imagine, die Kühle eines Herbstmorgen zur Wonneproppen-Brotzeit aus dem Mai. Den grauen Novembermorgen auf dickem Junisonnenseiten-Feierabend. Kaum ahnbares Aprilgrün zum Augustblau gesellt und hopp auf eine Spritztour in den März, Schneeglöckchen jagen.

Muss es immer der Frühling sein? Darf es nicht doch ein wenig Herbst zumindest an den Schläfen sein? Ein Blick aus Dezemberaugen?

Die Wärme des Juli-Nachmittags den Eisheiligen auf den Schoß gesetzt und siehe es ward gut. Das stolze Januar-Weiss mit Flieder gebrochen, der heldenhaften Oktobersonne mit Februarnächten beigekommen und zack teilten sich Weihnachten und Pfingsten ein Wochenende mit Alpenpanorama.

Wo kämen wir hin, wenn auf den Mai der Oktober, auf den Oktober der Januar folgte? Und wo bliebe das Licht?

Vielleicht ginge die Sonne ein paar Minuten später auf, der Hunger käme erst nach dem Abendbrot und du würdest einfach jetzt schon Feierabend machen. Sei es drum, ich wär bereit!

Gedanken

Ich spaziere gern über Lust.

Tape that | © Anne Seubert

Ich spaziere gern über Lust.
Ich lerne oft zum falschen Zeitpunkt.
Ich weine auch im Sommer.
Ich leiste liegend Widerstand.

Ich denke bei Schmerzen an Wunder.
Ich wage lieber Schönes als Neues.
Ich esse am liebsten mit den Händen.
Ich rege mich an statt auf.

Ich lese vor wie andere nach.
Ich stehe gern am Fuße der Frage.
Ich buchstabiere auch Zahlen.
Ich umarme deine Lügen.

Ich brauche mehr Wasser als Wein.
Ich werde schneller blass als rot.
Ich liege nicht immer aber gern am Strand.
Ich entscheide mich gern dafür.

Ich suche die Guten.
Ich sehe die Gefahren.
Ich lüge in Taschen und Jutebeutel.
Ich lache deutlich.

Ich mache den Punkt vor dem Komma und trage das Ass im Hosenbein, kurz unterm Knie. Wade frei!