Gedanken

Rituelle Amnesie

Eigentlich wollte ich hier und jetzt meinen Rückblick auf dieses formidable 2014 wagen, so in etwa wie letztes Jahr. Darüber, wie dieses 2014 zwar mitnichten eins voller Sonntage sondern sicher mindestens 365 Arbeitstage intus hatte, gleichzeitig aber eine steile Vorlage geliefert hat für 2015, von dem die Vogue sich übrigens eine Vision traut, der ich so nicht widersprechen möchte.

Eigentlich wollte ich hier von meiner Sprache schreiben, die Wortfetzen aneinander klöppelt, schlafwandlerisch, rastlos, runenartig. Wie ich gar nicht so viel teilen kann, wie ich lebe. Wie ich am liebsten nur mehr in Bildern sprechen möchte oder in drei Sprachen gleichzeitig. Wie die Ebenen auf die schiefe Bahn geraten, Kurven schlagen um jedes Überraschungsei, das sich ihnen in den Weg stellt. Wie mein Körper seine eigene und mindestens ebenso willige Sprache gefunden hat und sie allerorten ungefragt zu Wort kommen lässt. Oder Schmerz. Bruch. Lähmung. Wie mir ein Satz mitunter ein Zimmer sein kann. Ein Loft. Eine (Frustschutz)Terasse. Ein Garten.

Eigentlich wollte ich anheben darüber, wie wenig mir neuerdings Rituale nur mehr fehlen, wie mir vor Rückblicken wie Vorhabenverkündungen graust, wie vertraut mir die Fremde und wie leidenschaftlich gern ich knüpfe: Verbindungen zu Lieben und Fernen, zu Alten und Freunden, zu Neuem und Unerkannten, wie verschnupft ich auf diese Lebensmotti und 10er Copy&Paste GlückskeksBanaListen für alle und jeden und was wir nicht noch alle tun und sein sollten, reagiere. Wo, wenn nicht hier im Nichtsdestotrotz? Eben!

Hier also die Bilder und (m)eine Topten von und auf Argentinien!

Gedanken

Einen für eine Nacht

Du willst einen Traum, sagst du, einen mit Ecken und Kanten. Einen zum Verlieben. Zum Pferde stehlen. Einen, der die Nacht durchmacht und am nächsten Morgen Kaffee serviert. Mitohne Gluten versteht sich. Einen, der Lippen lesen und Märchenonkel verführt. Einen Tänzer. Einen für eine Nacht. Und darüberhinaus.

Ich will noch den Morgen danach, möglichst ewig, in die ihrerseits schläfrige Frühsonne blinzelnd, die Hände noch bis über beide Arme im Schlaf, ein, zwei Horizonte im Augwinkel und zwischen den Wimpern ein halleluja. Dienstfertig. Im Sonntagsstaat. Überhaupt Sonntag natürlich, der Hefezopf im Ofen, die Butter frisch gerahmt. Das Wadenbein kokett angewinkelt.

Und du seufzt von Abendstunden, weintrunken und leselampenlüstern, von versandeten Zehen und Untergängen in Strandnähe. Und nackten Schultern. Von glücklichen aber stummen Lippen, Schauern im Regen und Minzpesto an Erdbeerespresso. Die Dämmerung stets im Nacken, Mitternacht längst im Visier aber die Knie weiterhin auf Spätsommernachmittag.

Jetzt erstmal Siesta.