Gegenwart

Dritter Aufguß, links

Und der See lud den Himmel zu sich | Anne Seubert

den kampfanzug in die reinigung geben, den alltag ins home office, die to-do-liste ins eisfach – die sehnsucht hat plötzlich sturmfrei im büro und hält dem milchschaum die tür auf. noch ist sommer.

wohin willst du mit mir gehen, wenn die zeit da ist, will ein blick mehr wissen, als ihm zusteht.

die fragen reichen spontan unbezahlten urlaub ein, der baum vor dem fenster lässt es nochmal krachen, das vokabelheft hat das alphabet übers wochende verlegt – dein blick aber sucht nicht lange, bis er ruht.

wer, wenn nicht du, wasser, wagte meine wange zu benetzen?

das happy end in frührente wissend, lächeln sich die zeilen ins fäustchen, planen den umbruch und verlangen noch kauend nach der nächsten pointe.

es wird tee geben, erzählt uns deine geschichte, und der see lädt den himmel zu sich, wolken vernaschen!

Gegenwart

Satz, Zeichen

Wonne | Anne Seubert

in einer muschel geboren
perlst du mir von der nackten schulter,  schalk,
blatt für blatt pflanzend unter einen punkt,der das komma als leib führt.

mein leib dir schatten spendend,
mein atem dir wind,
in dessen hose mein herz die segel setzt: immer der wonne nach!

den nassen pelz mir
wasser schlachtend und nacktheit um den bloßen schädel wringend ist drei ave maria später die aussage ad absurdum geführt und das amen aus der kirche, for ever und gloria:
in allem was nass und damit fruchtbar
bist du mir höhle und heim
traum und ufer
moor und schusterjunges.

dichten heisst auftauchen,
heisst die sohlen wetzen und das hirn in ausgang schicken bis der zapfenstreich die nieten von den losen trennt, die herben von den zarten und die frühaufsteher von den snooze-drückern: morgen ist auch noch ein tag,  aber sas wohl kommt im konjunktiv und die spesen werden auf links getragen,  auf dass der kragen weiss und das knopfloch sichtbar bleibt.

absatz, kehrt!