Gegenwart

Blickkontaktanzeige

blickkontaktanzeigen würde ich sofort schalten, greifst du meine wortschöpfung kokett auf. welch vorlage! ich würde wimpern einsenden, nummeriert und in reihenfolge gebracht, meine telefonnummer ergebend, schreibe ich dir mit den fingerkuppen auf den sonnenbeschienenen rücken, froh, einen grund gefunden zu haben, dich zu berühren, und sei er auch noch so ausgedacht.

dass es deinen rücken träfe, war so nicht abgemacht, jammerst du heimlich, während meine fingerkuppen deine wirbelsäule entlangflanieren, sorgsam jede wendung verfolgend, die mulden aufspüren, das kreuz sondieren. tastend ob da nicht irgendwo ein halteverbot offen, über das man sich hinwegsetzen könnte, die festigkeit deiner haut selbst durch die winterbedingt im doppelpack für sicherheitsabstand sorgenden baumwollschichten.

als dein kreuz in die knie geht, ahne ich einen vorrundensieg und gönne meiner hand ein päuschen in der sonne. alle fünfe von sich gestreckt schafft sie wie unabsichtlich eine verbindung herzustellen, die mich wünschen lässt, dein rücken seie schwerhörig oder zumindest dement, so dass ich nichmal von vorne anfangen müsste. eine verbindung, die dieses vorhaben sofort obsolet erscheinen lässt, weil dein #pleasedontstop so lautlos wie unwiderstehlich schrill alle nebengeräusche übertönend mir meine finger lang werden lässt und weich, auf diesen leib ausschwärmend, der da auf frequenzen kommuniziert, die eine saite in mir zum tanzen bringen, die bis dato eher zu den kopfnickern zählte.

im tango nennen wir das eine umarmung.

Gegenwart

Newtons nackte Frauen

Newtons nackte Frauen an den Wänden, im Glas vor uns den herbsten Gin des Hauses und am Nachbartisch eine Schale Erdnüsse. Der Sommer hatte schon bessere Tage, das Fußballspiel ist uns beiden einerlei und du lächelst. Lächelst, als ich den Gendarmenmarkt überquere, 10 Minuten zu spät, als ich deinen Blick auffange und auf die Zielgerade einbiege.

Der Abend gehört uns, sagt dein Blick, als ich mich neben dich setze, dein Lächeln im rechten Mundwinkel fügt fragend die Nacht hinzu. Mein Hallo aber gehört dem Augenblick, der Macht dieser einen Sekunde, die prall gefüllt mit Wiedersehensfreude, Neugier und Nähe mit der blankgeputzten Tischplatte um die Wette strahlt und weder Zukunft noch Vergangenheit neben sich duldet.

So prall, dass Worte ersteinmal keinen Platz finden an unserem Tisch, wir halten es mit Blicken fest dieses Momentchen, dass uns beschert wurde und ich muss mich daran erinnern, ein- und wieder auszuatmen. So hat dein Duft eine Chance, mich zu begrüßen auf seine Art: zurückhaltend, herb, Komplize der stillen Stunden und Nachtschichten, wie ich den vermisst hatte! Ich mag deinen Duft, raunst du prompt, und eröffnest die nächste Schnupperstunde.