Gelage

Einweggedicht, Mehrfachtraum

 
Die Stadt reibt sich die Beine. Ganz schön heiß schon heute, und wenn man nur wüsste, was einen durch den Tag bringt. Rechts und links eines jeden Texts stapeln sich die Nachrichten, vermutlich nicht zuletzt bis an die Zähne motiviert zu uns durchzudringen, allein dadurch, immer erst nachgereicht zu werden, nie vor der Welle sein zu dürfen. Viel Müssen dieser Tage, viel Fürchten auch, und nur im Traum noch diese Planschbecken der Unwahrscheinlichkeit.

Du sitzt am Tisch, nonchalant die Agenda fächernd, als wären Inhalte so was von 80er, und wahrscheinlich hast du Recht. Die Entscheidungen kokettieren mit der Sachlage und einer stimmt ein Gedicht an, als ihm der Text ausgeht. Einweggedichte in jedem Koffer, jeder Handtasche, für Momente des Schweigens, der Schlag- Unfertigkeit, wirft mein Hirn in die kurz eintretende Lücke, in der sich die Reaktionen neu sortiere.

Das müde Lächeln gewinnt nach Punkten, mitgeschrieben haben trotzdem einige heimlich, und du und ich haben kurzerhand eine Eintrittskarte für den nächsten Traum aus den Zeilen gedrechselt, one way, nicht übertragbar. Ob das durchgeht? Gepackt wird später, jetzt ist erst nochmal die Realität dran: Im Schatten die Sehnsucht jetzt unverkennbar, im Licht der Jahresabschluss, und mittendrin alles, was mittanzen möchte, ohne aus dem Takt zu geraten.

Gelage

Zum goldenen Ohrläppchen

Dein sich vorzugsweise im Halbschatten einer aus dem Schnitt geratenen Strähne tummelndes und daher gülden schimmerndes Ohrläppchen ist mir Fluchtpunkt, dein lustvoller Gebrauch des Subjonctiv Obdach in noch der hitzigsten Debatte, dein radebrechendes Italienisch Refugium in einem Alltag, der das A nur mehr als Makulatur vor sich herträgt.

Ah! sagst so auch du und meinst längst mehr als das, ragst mit deinem Laut in unsere Stille wie ein Aufruf zum Genuss, begleitet von einem Seufzen, dass die Überraschung einläutete, als sie des Gestaltungsfreiraumes gewahr wurde, der zwischen Mitternacht und Kaffee ans Bett sich auftut, wenn die Reihenfolge geklärt und das Bett ungemacht bleiben darf.

Musik, fragt der Kellner und holt prompt die Jukebox aus ihrer Ecke, und zwei Münzen später weiß das Tanzbein wieder um seine Hüfte, mein Knie wieder den Takt, dein Ohrläppchen schmiegt sich versuchsweise an meine Wange und Flucht ist erstmal keine Option.