Gelüste

Ein Lächeln unterm Arm

Komm, lass dich verlocken! Leg dir den Halbschatten heute mal quer übers Knie und würfele dir ein Selbstportrait. Dreifach erfunden und auf Watte gebaut. Aber immerhin: uferlos. Sag, dass du singst, wenn du keuchst, wenn du Lachfalten webst, wenn du über und über mit Federn dich bedeckst und Surrealismus vortäuschst wo Albernheit regiert. Und Wut.

Komm, lass dich ein. Nimm mir den Mut und bau uns ein Haus. Am See meinetwegen mit Steg auch und Pappelhain. Und einem Tisch, den du mir deckst, wenn ich komme. Aus mir heraus. Nieder. Wieder auf die Füße. Wenn ich lache, dass nicht nur du dich willkommen geküsst fühlst in diesem Leben, das seine Regeln gerade wieder neu gemischt. Auf Abstand!

Komm, lass dich nicht aufhalten. Geh auf! Unter! Über vor Scherereien. Ich will ein Oh und ein Ah und ein Feuerwerk, den Knall auf einem Extrateller und ein Jahr nur für Worte und Bilder und dich und die Campagna. Ein, zwei Regentage und eine Woche voller Regentagerennen. Vor dem Untergang flüchten wir, ich habe uns ein Meer geschöpft aus Mohnsamen und Quarz und das Lächeln mit Spinat zwischen den Zähnen schon unterm Arm.

Gelüste

Ich habe ein Wort für dich

Ein gerunzeltes täglich. Ein ruheloses samstags früh zwischen Planschmiede und Beutezug. Und am Sonntag zwei zwischen semmelbröselnden Lippen hervorgebrachte. Meist jedoch eines nur. Ein mitgebrachtes, zellophanumhülltes Einweg-Wort. MHD nicht über 24 Stunden und meist sind vor Dämmerungseinbruch bereits alle tragenden Silben ergraut. Zu Staub ehe der nächste Morgen naht, götterspöttelnd, nachtblind von Betonung an, rattenscheu. Moongebooted.

Ich möchte Teil einer Liebesbeziehung sein, weiß das Wort zwischen Zeilen zu wispern. Rastlos Schnee schippend, auch wenn jenseits der weiß gekalkten Weidenwipfel längst Frühling. Sein sollte. Wollte. Könnte. Können müsste, wenn da nicht winterweiß herrschte, Raucherlunge vortäuschend und Kondition. Breites Kreuz und nuschelnde Einsilbigkeit. Dabei ganze Romane verschluckt, zwischen Niere und Pankreas gebunkert, protein-ummantelt hinter HB-Plättchen verstaut. Es bleiben Silben, vokalkernig tangotanzend, meist nicht auf der Stelle sondern Pore für Pore einen Wortteppich nestelnd, der Geschichten trägt. Erträgt. Aufträgt. Austrägt.

Ich habe ein Wort für dich, sagt er, der er selten spricht, aber immer atmet, Konsonanten flüsternd, so zärtlich, dass ein Bad daraus wird, umarmend nass und drei Schaumschläger spielend beschäftigend. Macht einen Satz, ein Spiel, einen Gedanken, lasst Worte enden und Silben lispeln, legt Vokale frei, erobert doppelte Konsonanten, flirtet mit alleinstehenden Semicola, seid wachsam und mehret euch. Sagt’s und liest, drei Worte auf einmal nehmend, ihr zur guten Nacht ein doppelt gepunktetes U für einen Umlaut verkaufend.