Wer in Wien durch die Straßen schlendert kommt an Architektur- und Designgeschichte nicht vorbei. Im Gegenteil wird sie mit jedem Schritt augenscheinlicher, durch Hinweisschilder und Plaketten beredt und reicht bis in Details wie Giebel oder Türklinken. Selbstverständlich macht sie an der Haustür nicht Halt, wer Ehre und Freude hat, Häuser zu betreten findet Ikonen der unterschiedlichen Epochen in den Alltagsgegenständen der Privathäuser, ebenso wie ausgetstellt in den zahlreichen Museen der Stadt.
Einer Design-Ikone hat das Museum für Angewandte Kunst aktuell eine kleine, aber feine Ausstellung gewidmet: Carl Auböck, einst Schüler von Johannes Itten, Kollege und Freund von Walter Gropius und Ehemann der Bauhaus-Künstlerin Mara Uckunowa. Dass er als Maler begann und zwischen den Künsten wandelte prägte seinen Designbegriff ebenso wie seine ikonisch gewordenen. Apropos ikonisch, der Ikonenbegriff zeichnet sich durch zwei Bedeutungen aus:
[1] als Zeichen oder Abbild das Gemeinte in seiner Form abbildend, wiedergebend.
[2] einer Kultfigur (Ikone) würdig, augenfällig, anschaulich.
Und ja, sie werden beiden Bedeutungen gerecht, die Lampen und Tische, die Aschenbecher und Briefbeschwerer, die allermeisten von ihnen haben bei aller ihnen innewohnenden, man ist versucht zu sagen, natürlichen Schönheit einen Alltagszweck inne. Die Natürlichkeit wird vom Material getragen, das nicht nur Träger sondern formgebende Substanz in einem und das mit einer Autorität, die dem Zeitgeist entspringend, eine museale Zeitlosigkeit im Design vorwegnahm: Messing und Bambus, Leder und Horn, Walnussholz und Stein bestimmen, was aus ihnen werde und das ist immer auch Skulptur.
Die Nähe zu den Künsten – Bildhauerei, Malerei, Architektur, Zeichnung – macht Kuratorin Bärbel Vischer, selbst in der Bildenden Kunst zu Hause, zum roten Faden der Exposition: Auf den Tischen und an den Wänden des aus konservatorischen Gründen abgedunkelten Schreins für den Wiener Design-Klassiker Carl Auböck dem Zweiten, finden sich immer wieder Hinweise, angefangen mit dem Ausstellungsstück Nummer 1, einer Ode an die Linie des erst 19jährigen Carls. Man ist versucht, die Linie fortzuführen, sie fruchtbar werden zu lassen um die Lampenschirme und Schachfiguren herum, die alle bei aller Stilsicherheit einer durchaus erotisch anmutenden Fruchtbarkeit nicht entbehren.
Und die Kunst, die Künstlerinnen fühlen sich angesprochen. Nach Johannes Itten, etwa die Zeitgenossen des Bauhauses, nicht zukletzt seine Ehefrau, selbst Bildhauerin und Textildesignerin, mit der er auch gemeinsam arbeitete. Auch eine Elfride Jelinek kann sich für den Lichtwurf der Auböckschen “Lampen am Stiel” begeistern:
Die Freundlichkeit der großen und der kleinen Bambuslampe von Carl Auböck ist so heiter und friedlich wie das Licht selbst, das aus ihnen kommt.
Elfride Jelinek, 2005
Carl Auböck ist Künstler und er bleibt Handwerker und als solcher ist sein zentraler Schaffensort kein Atelier, sondern seine Werkstatt. Hier im Bild der zentrale Arbeitstisch der legendären „Werkstätte Carl Auböck“ , in der auch heute noch im 7. Wiener Bezirk die Designklassiker von Hand gefertigt werden. Gegründet wurde sie jedoch bereits im Jahr 1912 als Metallwerkstatt von seinem Vater Karl Heinrich Auböck (1872–1925) und damit Karl Auböck, der Erste.
Hier wurde Carl Auböck (1900–1957) , der bekannteste Sprößling der Dynastie im familieneigenen Betrieb zum Bronzearbeiter und Ziseleur ausgebildet, bevor er an der Akademie der bildenden Künste Wien und bei Johannes Itten in Wien Malerei und später an der Bauhaus-Akademie in Weimar Metallarbeit studierte. Und da schließt sich der oder doch zumindest einer der Kreise, Hand und Fuß seiner Werke und ein Großteil seiner Linien, sind nicht nur im Titelbild aus Metall.
Die Ausstellung ICONIC AUBÖCK. Eine Werkstätte formt den österreichischen Designbegriff ist noch bis zum 6. Januar/Jänner im Wiener MAK zu sehen.