Gesuche

Die falsche Sprache. Ich. Und du.

Bei unserer ersten Begegnung aber schwiegst du, ich sah dich nur von hinten. Gemeinsam wurden wir in die Geheimnisse der Uni-Bibliothek eingeführt. Beide kämpften wir um den nötigen Ernst. Du warst lang und knochig, angemessen ungekämmt und unsagbar lässig. Ein Alphatierchen, noch inkognito, inmitten unserer Gruppe tollpatschiger Erstsemestler.
Ich war dein Fan…

>> An Tagen wie dem heutigen habe ich Angst vor meiner Sprache, vor ihrer Unbeholfenheit, ihrer Unwucht. Wünsche ich mir fliederfarbene Wortwölkchen, die alles anmutig in Szene zu setzen wissen scheinen. Puff-Flöskelchen statt Fragezeichen.
Auch vor ihrer Offenherzigkeit fürchte ich mich, mit der sie die Dinge offen legt, die ich lieber für mich behalten hätte. Vor ihrer adoleszenten Unsachlichkeit. Und nicht zuletzt vor ihrer steinharten Kryptik.

Dann ärgert mich ihre Unzulänglichkeit, ihre mangelnde Treffsicherheit. Ihre Zaghaftigkeit auch, ihre Trägheit, ihre trotzige Unangepasstheit. Ich wünsche sie mir stromlinienförmiger. Charakterstark. Verlässlich vor allem. Stattdessen gebärt sie sich launisch wie ein verschleppter Hustenreiz.
Macht mich rastlos. Unsicher. Zeit verschwenden. Im schlimmsten Falle mundfaul. So wie heute.