Gestik

Restless Legs

Noch weinend, dem Tag beim ersten Blinzeln ins Gesicht gespuckt ohne die Lippen auseinander genommen zu haben, von den Zähnen erst gar nicht gesprochen. Warum denn jetzt noch einer und warum nach einer solchen Nacht, wenn die Wut einen auf dicke Hose machend Vokuhila trägt und das Selbstmitleid bis in die Wimpernspitzen bewaffnet keine Nebenbuhler duldet.

Die Brillantine-geschniegelten Pedalen saugen die vom Fahrtwind zersiebte Spreu des frühmorgendlichen Lichts mühelos unter die Fersen, treten sie ohne jegliches Zögern in ihrer Stampede der nächsten Pfütze anheim. Ohne viel Liebe oder Arrangement erkennt der Schweiß- den Tränentropfen als Gleichgesinnten an: wir sind Saft von deinem Saft, mother earth, wir entstammen alle der gleichen Presse, wir dienen alle dem selben Leib.

Wir schlucken, was geräuschlos oder doch -arm durch die Kehle passt und das Flüssigkeitsreservoir laut Packungsbeilage aufzufüllen vermag, dem feuchtkalten Atem der mit der Nacht sich zurückziehenden Nebelschwaden die Poren auf Fingern und Wangen erwartungsvoll entgegenstreckend.

How? Den eigenen Speichel nur ungern abtreten, vorzugsweise aber wiederkäuen und schlucken. Auch das Geschrei des Arms schlucken, der zwei Fangopackungen wider besseres Wissen entgegenfiebert, kundigen Fingerbeeren, die ihn erweichen sollen, den Mut zu eigenen Tränen einflüsternd. Noch zwei Blocks vorwärts treten und sich nicht von roten, schon gar nicht von gelben Ampeln blenden lassen, stattdessen den Oberschenkeln Prämien versprechen für jede gewonnene Zeiteinheit.

Subtil wie Schleichwerbung sich trotz Zweirad zwischen den keuchenden Waden als Fußgänger ausgebend über Brücken mogeln, die den übrigen Verkehr in beeindruckender Absolutheit stocken lassen. Kopfwendend der Kapuze drei bis vier Lächeln abtrotzen und diese, Sinuskurven imitierend, an grimmige Hauptstädter verteilen. Hoffen, dass vielleicht eines sich traut, statt von der Außenhaut aus Fremdgemüter, die Binnenräume zu erhellen.

Den Tag ausdrücklich nicht willkommen heißend die Synapsen das Fehlen benötigter Botenstoffe durch knifflige Aufgabenstellungen im Zusammenhang mit der Zähmung stadteinwärts rückender Wildschweinrudel vergessen machen. Überhaupt, nicht zu nah rantreten an diese noch allzu jungen 24 Stunden, in Bewegung bleiben, die Faustbälle stets einsatzbereit in der Tasche.

Gestik

Auf dem letzten Loch

Dem Sonnenlicht geht wieder mal die Puste aus, es röchelt in immer kürzer werdenden Abständen. Die Jahresendzeitluft flockt, der Ekel paart sich mit Notwendigkeiten, die Ahnung aber geht flöten. Es reihen sich Termine, die keiner haben will, von geordnetem Anstehen in großzügigen Schlangenlinien scheinen sie noch nie gehört zu haben. Der linke Arm schreit laut und lauter, umarmungshindernd, schlafzerstörend, aber bis auf weiteres unabnehmbar untröstlich.

Zerbeulten Fingernagels gezählte Kleinstmünzen rappeln nass gelutscht weit weniger als trocken geföhnt, ungerührt zerfetzt der nächtliche Sturm das aufgesparte Lächeln. Nachmittags ist die morgens bereits arg knappe Kraft im Rückenwind der warmen Suppe einige Stunden immerhin spürbar, abends – und der beginnt heuer bereits ab 17 Uhr – ist sie aus. Es bleibt der Atem für die Nacht, der Kohlen Staub durch die Nasenflügel gefiltert.

Unter rotweißkarierten Federbetten, die so schwer, dass kein Vogel imaginiert werden kann, nicht im tiefsten Traum, auch nicht im gemeinsam geträumten, der mit solch bleiernem Federkleide zu fliegen vermöge, wird einem weiteren Morgen entgegen geschlafen. Unmotiviert, aber routiniert jedem Streikversuch den Wind aus den Flanell-Segeln nehmend. Die Sterne sind nicht aus dem Sortiment genommen, es wurde dem Markt entsprechend umdekoriert.