Gerede

Bastard

Beklebte Wände, verqualmte Luft und der DJ ist der Älteste im Raum. Riesenkronleuchter an der Decke, die schummriges Licht zwischen die Rauchfaden werfen. Barfeeling. Die Musik einen Tick zu laut, als dass man die umgebenden Gespräche mühelos verstehen könnte, man muss sich schon konzentrieren. Die Mitmenschen teils routiniert am Tresen lehnend, teils unsicher erwartungsvoll zur Bühne schauend. Für eine kulturelle Veranstaltung erstaunlich viele Männer im Publikum, ja sie sind definitiv in der Überzahl. Durch die Bank alternativ, alle Altersklassen bedienend.

Du aber willst nicht mehr verführerisch lächeln. Stattdessen lieber Dialektfetzen vor Dich hin brummeln, die keiner versteht, obwohl sie doch alles beinhalten: Kraftvoll verkürzte Wortmutationen, die klingen als spucktest Du unzerkaute Knäckebrotbröckchen.
Du willst nicht mehr lachen, auch nicht ansteckend oder verlegen: Du willst Deine Stirn grimmig in Falten legen, Querfalten im Millimeterabstand und die Mundwinkel ruhig auch mal der Schwerkraft folgen lassen.
Vollkommen verkopft durch die Gegen irren willst Du und nicht anmutend tänzelnd, die Arme ladylike angewinkelt, eine unpraktische Handtasche schlenkernd, Blickkontakte suchen.

Die Tresenkraft ist schwerhörig, aber das Bier kalt und billig und mit etwas Glück beginnt das Programm in Kürze.

2 Gedanken zu „Bastard“

  1. Ole sagt:

    Haargenauso, aber völlig anders ging es mir gestern auf dem Flieger gen Heimat inmitten eines niederrheinischen Pudelzüchtervereins, der in Budapest die Mannschaftskasse in Touristenartikel, Hundedevotionalien, überteuerten Schnaps mit deutschen Etiketten und jede Menge dummen Geschwätzes investiert hat.Ich habe sie auf Plattdeutsch beleidigt und verflucht, dass sich das Höhenruder bog.

  2. kopffuessler sagt:

    Mein Beileid! Und wohl dem der einen Heimatdialekt hat, hähäh.

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