Irgendwie sind Dir heute die Nuancen abhanden gekommen. Die Nuancen, die zwischen hell- und dunkelblau liegen. Und die zwischen eiskalt und lauwarm. Sogar die zwischen lecker und essbar. Nach dem zehnten entgegenkommenden Kinderwagen waren alle Kinder nur noch herzig und die zehnte Kneipe an der Du vorbei kamst, ja, auch die hatte Leckeres im Angebot. Draußen war es kalt und der Himmel grau, da waren wir uns alle sowieso einig.
Und dann bist Du auf den Friedhof geflüchtet, wo es wenigstens ein paar Blätter zum hoch wirbeln gibt und es als normal gilt, Blicken auszuweichen. Hier darfst Du Dir Tränen ins Knopfloch stecken, und mitten im Schritt innehalten. Jedes Stolpern wirkt hier erhaben und Einsamkeit ist hier fast Pflicht. Zeit wird anders bewertet und Schatten sind willkommen. Du suchst Dir Deinen Weg an der Mauer entlang bis zur Bank, die Dich ankommen lässt, Deinem Steißbein Ruhe gewährt und nur leise und diskret ächzt, wenn Du Deine Kilos fallen lässt. Nuancen gibt’s dafür zwar nicht im Tausch aber die Zeit gewinnt wieder an Tempo, Stunde um Stunde bezwingend.