Gestik

Scharade

Nelkenbärte in Purpur und Violett. Grünwandiges baucht sich in doppelter Ausführung nurmehr halbgefüllt, der Abend geht sichtbar zur Neige. Der Süße des Nachtischs geschuldete Pausen häufen sich, das Wortfleisch verbleibt allzu oft nun im Anschlag. Da lohnt ein Spreizen der Wadenmuskulatur, ein Lüften der Haarwurzeln, Rumpfbeugen. Dann erst wieder das O in Nasalposition gebracht – man erinnere das Altprovenzalische – und die Hasenscharte frisch gewetzt: Sprache filettieren als Wettkampfsport.

Der Flaum deiner Achsel hatte sich chlornass und pomadenschwarz die Kachelwände emporgerankt. Hatte die Symmetrie deiner Schulterblätter aus dem Gleichgewicht gebracht und deine Silhouette um den entscheidenden Flaum bereichert. Hatte den anthrazitfarbenen Füllfederhalter zwischen deinen die Anspannung verratenden blass werdenden Fingerknöcheln in den Schatten gestellt. Hatte mir die Italiensehnsucht eingepflanzt, so nachdrücklich, dass mein zuvor eher allgemein gehaltenes Fernweh keine Chance mehr hatte.

Seitdem und so auch heute trage ich Hut und du eine Zigarettenspitze zwischen den Fingern. Ich flechte meine Wimpern zwischen Flachmänner und verberge das Lächeln tunlichst, das sich bei bewölktem Himmel doch immer wieder unter der Krempe hervorwagt. Pflanze Rabattmarken, gräberweise, und bereits nur jedes Schaltjahr eine dezent gemusterte Krawatte. Wo im Restlichverstärker nun mir leere Poren leuchten, dein ganzer Oberkörper weit und obendrauf ein hilfloses Lächeln gepappt.

2 Gedanken zu „Scharade“

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