Das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen, schämen, für das, was man tut bei all dem, was möglich wäre.
Das Gefühl, die Augen auf ewig geöffnet halten zu müssen, für das, was ungesehen bliebe schlösse man die Lider für eine Mütze Schlaf.
Das Gefühl, die Haare offen tragen zu müssen, als Zeichen der Ungezähmtheit.
Das Gefühl, schweigen, die Worte allesamt ad acta legen zu müssen für das Geplapper, das hinter jedem Lächeln lauert.
Das Gefühl, Tschechisch lernen zu wollen, Maltesisch, um eine Sprache für den Frühling parat zu haben.
Das Gefühl auch, alt werden zu sollen, Sehschwäche inklusive und Inkontinenz, möglichst schnell Falten en masse anzubauen, angesichts der übermächtigen Jugend.
Das Gefühl: Reiz überflutet, vollgefressen, und mächtig wie nie – la peur:
Mein Grund morgens aufzustehen.
Mein Grund das Pausenbrot zu schmieren.
Mein Grund für die Anfertigung der To-Do-Liste.
Mein Grund für den Kaffee zwischendurch.
Mein Grund für die Zweisamkeit am Nachmittag.
Mein Grund für den Sport nach Feierabend.
Mein Grund für den Kleiderkauf.
Für das strahlende Lächeln.
Für die Sehnsucht nach Friedsamkeit.
Für die Ruhelosigkeit auch.
Für den Trotz erst recht und für die Disziplin.
Für die in ihrer Intensität immer wieder absurd anmutendenden Bemühungen um Kommunikation.
Mein Grund für das raumgreifende Lachen.
Für den unstillbaren Hunger.
Für die Neugier und die Lust auf alles mögliche.
Und für die Einsamkeit.
amadea sagt:
Ach, wie schön du das geschrieben hast.
kopffuessler sagt:
Ach, wie schön, dich hier anzutreffen.