Gestern

Von gelb bis blau

Gelb ist ein undankbarer Buchstabe, sagst du mit Blick auf die neue Leuchtreklame in unserer Straße. Zu Recht. Und doch: Dein Blick sucht doch nur den Boden, nicht den unter, sondern den vor und neben und am liebsten noch hinter unseren Füßen. Nicht Wände, nicht Fassaden, nur Boden. Und Licht. Jegliche Rundungen oberhalb des Knies übernehmen deine Fingerspitzen. Nicht nur ich weiß, du ziehst Arm- den Kniebeugen vor. Jederzeit. Meine Augen aber hungern, suchen Bildkörner, verzehren Warnblinkanlagen, auch infrarot.

Das Tempo, das Tempo ihrer Schritte und Gedanken ist ein anderes, ja, doch, und langsam denken ermüdet fast mehr noch als langsamer gehen, du ahnst das, ich formuliere es aus. Lächeln. Unglaublich wie müde das macht. Deine Lektionen in Genuss und Gemächlichkeit wiegen schwer, verdunkeln das Laub der porös gewordenen Allee, die nachts den Weg weist, weisen würde, einst jedenfalls wusste. Damals, in der Zeit bevor wir zu gehen begannen, nächteweise, mit verhangenen Wimpern und werdendem Blick.

Aus dem Blaulichtkanal endlich drei Schlückchen Portugal abgezweigt, nicht heimlich, aber doch mit schlechtem Gewissen, und vollzungig Tiefe und Schwärze genossen. Dann die Nase, noch gefühlt erfüllt von Portugal, in die Armbeuge des Tischnachbarn geborgen, minutenlang: Wirken lassen, dabei: jedes Geräusch, und es gab ihrer viele, mindestens eines zu viel, daher auch die Ohrmuscheln schließlich der Welt und ihren Wortgewittern entzogen. Mittels seiner Haut, ihrer Wärme, und schließlich wangenweise Wehmut an seinen Unterarm geschaufelt, keksbekrümelte Lippen vor seiner einladenden Weichheit schauern machend.

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