Generika

Jahreswechsel

Zur Nacht das Spiegelbild abgehängt, den Scheitel verflochten und die Schenkel entzweit. Ferse und Nasenbein über Nacht auf’s Kreuz gelegt. Am nächsten Morgen noch schnell die Brüste zurechtgerüttelt, die Ohren geschlossen und den Magenboden ausgefegt. Den Blick gelockert, den Bauchnabel festgezurrt und das Bündel geschultert.

Leber ist gerade nicht viel. Auch Lungen und Nacken sind verschleimt. Aber das Knie röchelt nur wenig und die Schulter maunzt in taubstummen Dissonanzen. Immer mal wieder. Trotzdem oder gerade deswegen ist der Trotz wieder erwacht. Der große Zeh möchte lackiert werden, purpurn am liebsten, der kleine bleibt lieber nackt. Das Herz denkt wieder und der Verstand räkelt sich zumindest.

Ein Jahr, so schmerzhaft wie unnötig, schickt sich, Herbst und Winter voran, ein zweites zu werden. Noch blüht die Ringelblume und füttert den Fluchtreflex. Für ein weiteres fehlt mir der Hunger.

5 Gedanken zu „Jahreswechsel“

  1. monolog sagt:

    Vielleicht sollten Sie, Madame, doch mal zusammen mit uns Silvester feiern, um Drecksjahre vorzeitig zu beenden.

  2. kopffuessler sagt:

    PS: Man sollte das Jahr übrigens viel häufiger mal wechseln.

  3. monolog sagt:

    Noch öfter würde allerdings in Stress ausarten. Erstmal kommt jetzt ganz bald Weihnachten, dann vielleicht noch ein Silvester, bevor alle Welt es wieder feiert. Das ist natürlich immer davon abhängig, wie dreckig das Jahr nun gerade ist 🙂

  4. kopffuessler sagt:

    Man muss ja nicht jeden Wechsel feiern. Aber die Idee, dreckige Jahre bei Bedarf auch vor dem 31.12. loswerden zu können, hat was allzu verführerisches.

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