Gemäuer

Reise in eine entlegene Zeit

Entlegene Zeiten | © Anne Seubert

Weite. Ein Wort, das verweilt. Erst am Gaumen britzelt und dann langsam sich ausbreitet, bis der Kopf erfüllt: Spiegel des Raums bis zum Horizont, der hier unverortbar, weit im Raum bleibt. Raum, der hier gleichzusetzen mit der Zeit, die er uns im Reisen mitnimmt, die die Reise in Anspruch und in Gewahrsam nimmt. Gott, gebe mir Reisen, Zeit und Raum und einen Himmel, und sei er nur geliehen.

Jenseits der Städte, erwartet uns ein dieser Himmel, in dem sich Wolken tummeln, zuweilen ungestüm aufbauschauen, zuweilen schüchtern um die Wette flausen, zuweilen auf einer unsichtbaren Glasplatte schlitternd und das in Zeitlupe. Eine Zeitlupe, die auch den Raum ins Visier nimmt und ihn sich ausdehnen lässt, Gedanken an Diäten weit hintanstellend. Man mag nichts als ausschreiten und diese und andere Gedanken auf Achse schicken. X, Y und Z.

Und dann ergibt es sich doch, dass man eintaucht. In einen Hügel, eine Blüte, eine Pfütze – Ü, ich hör dir trapsen – und die Gegenwart kurz blinzeln lässt in das, was sich da laszivst ausbreitet und hinter vorgehaltener Hand genüsslich aufstöhnt. Nur kurz, denn allzuviel Platz will man dem Jetzt nicht einräumen von dieser guten Zeit, die zu Recht kein Visum beansprucht, ja, ihren Namen nicht preisgeben möchte. Die ein Feld sein möchte, mit Furchen und Fabeln, zuweilen einen See offenbarend, dessen Ufer so entlegen, das immer geöffnet.


Musen: Kathrin Passig und Aleks Scholz und ihr Handbuch für Zeitreisende, Rowohlt 2020

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