Geliebte

In der Trommel: Alle meine Vaterlose. Und Du.

Du lachst schon als ich gerade mal Luft geholt hatte, bereit zu einem Votrag anzusetzen, der deine provokativ inszenierte Souveränität ordentlich durchpusten wollte. Und dann dieses dein Lachen, der sowohl mich als auch dich umarmt, und die inhaltliche Ebene kurzerhand aus den Angeln hebt.

Worum stritten wir gerade? Ich setze erneut an, und weiß doch, egal wie neugierig du auf mich bist, egal, wie deutlich du nachfragst, du willst es nicht wissen. Du willst mich nicht kennenlernen. Du willst nicht mich kennenlernen. Nicht weil du es nicht möchtest, sondern weil ich dich nicht lasse.

Du sahst nicht nur gut aus, du strahltest eine Art von Macht aus, die mich ansprach. Wir fielen uns auf. Ich mochte deinen Geruch; sagtest du später mal, vom ersten Augenblick an. Das hat mich erst irritiert, denn in den ersten Augenblicken, was sag ich, Stunden, lagen mehrere Meter mit Menschen und ihren Düften zwischen uns.

Du konntest mich also gar nicht riechen, las mir mein Hirn die entsprechenden physikalischen Grundgesetze vor. Der andere Teil aber wusste, wir konnten uns nicht nur riechen über all die zwischen uns hinweg, wir erlegten und erlagen einander. Und das zu einem Zeitpunkt, da waren unsere Hirne noch nicht einmal hochgefahren, geschweige denn Herren der Lage.

Du ließt mich 16 Jahre hängen, 16 lange Jahre, möchte ich schreiben und tue ich mich schwer damit, in der Furcht, die Verantwortung auf die Frage, von der ich nicht weiß, wer sie stellen könnte, zu übergehen. Dabei sind es mittlerweile 42 mit minimalen, punktuellen, unfreiwilligen und mittlerweile quasi verjährten Unterbrechungen, mit Dates, die nicht stattfanden, Liebesbriefen, die unleserlich und Anrufen, die nicht entgegengenommen wurden.

Lorbeer mein Rosenkranz, Anis mein Komplize, es wird Wein geben, das weißt du so gut wie ich.