Gestern

Zeit der Wölfe

Ein Tag Sonne genügt vollkommen: das Du in mir lacht sich ins schweißnasse Fäustchen, schüttelt Wehmutfetzen ins algenverhangene Havelwasser und hält Ausschau nach der nächsten Eisdiele. Es legt mir spontan eine Geburtstagsfeier um den nackten Hals mit Pistazienbrötchen und Bootstour und vielen kleinen Glückwünschen, die ich mir einzeln ausgedruckt und handkoloriert an die neue Wand nagele.

Abends zieht mein gelbes Kleid Komplimente aus und macht mich unwillkürlich lächeln – trotz Fußball am Nebentisch, Tartar auf dem Teller gegenüber, und dem hungrigen Reißwolf in meinem Kopf. Einen Abend gibt er sich mit Vorspeisen zufrieden, isst Brot und Butter und nur so viel Salz, dass es für die nächsten Tränen reicht. Dann ist Mitternacht und der Geburtstag auch schon vorbei.

Der Morgen danach wartet mit Diskussionen auf und siebenmeterlanger Einsamkeit, die nicht einmal durch Zirkeltrainingsattacken zu besänftigen ist. Das Display zeigt viertel nach fünf und nur durch Zufall ist der Kühlschrank voller Käse und das Brot mit Walnüssen gesättigt. Der Wolf hat seine Zähne schneller platziert als ich meine Tränen zurückgedrängt, Brot und Salz und blutunterlaufene Käserinde sind Zeuge.

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