Gemäuer

Strauchdiebe und Süßwasserfische zuerst!

Villa Heike, Berlin 2022 | © Anne Seubert

Um bei dir zu bleiben, brauche ich nur dich, Sesam, verrät die blaue Frau, öffne dich und ich vergesse meinen Zustand und erfreue mich an Deinem! Es ging schon bei meiner Geburt nicht darum, ihnen zu gefallen, werauchimmer sie sind.

Die Welt eine Gegenstromanlage, führen meine Ozeane neuerdings auch Süßwasser an Funktionskleidung und zählen jeden Schritt mit, den die Wellen ins Blau wagen. Ebbe oder Flut? Es sind der Gewalten viele!

Mein Gruß sucht noch seine Formel, da servieren stumme Diener, auf Schmiere und Staubfestigkeit geeicht, bereits eßbare Blumen und den Mantel des Vergessens an Bügelfalte, demi-pliée.

Meine Leinwand täuscht weiße Weste vor, schiebt aufs Gewissen, was die Vergangenheit nicht weiter auf ihren zarter werdenden Schultern tragen möchte, und schmuggelt phrasenweise Euphemismen in den Abspann.

Mein Fluß gesteht mir an der ersten Brücke schon, wie sehr ihm Verläufe dieser Art mißfallen. Sein Wasser so kalt, als wäre er gestern erst aufgetaut, freut sich an meinem Zittern, als ich mich trotzig in seine Arme zu schmiegen suche.

Mein Vers wählt intuitiv die zerfurchtete Starkstromleitung auf der eselsohrigen letzten Seite als Zeile, drapiert den Reim an den Abgrund, und sortiert seine Serifen in eine Art Treppengeländer, der die Treppe abhanden gekommen.

Meine Angst konzentriert sich beim Duschen auf die Oberflächenspannung einzelner Tropfen, das war schon immer ihre Art, wenn das Wasser ihr die Blüten aus dem Haar wäscht und sie ihre Augenlider für Momente dem rauschenden Wasser anheim geben kann, egal wie schwer diese geworden waren. Manche von ihnen tauchen nicht wieder auf und nur die Klingelstreiche wissen, dass, dass die Augen nicht immer geschlossen, die Sonne nicht immer im Westen aufging und die Treppe einst Stufe um Stufe sich erhob, sobald du die Türen um ihre Spalten erleichtert hattest und den Spion um den ersten Tanz batest, den die blaue Frau dir auf Wunsch abgetreten.

Ab und zu mein Name, gestatten?

 

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Die blaue Frau stellte sich mir übrigens erstmals in Anke Ravik Strubels Roman gleichen Namens vor. Ihr Geburtsdatum hält sie weiter unter Verschluss. Ein Date mit ihr kann ich sehr empfehlen und danke der Autorin für dieses Buch, das ein Meer mir wurde.