Gemäuer

Gib deiner Welle ein Zuhause

Stadtbad Hubertus Lichtenberg | © Anne Seubert

Es ist schon ziemlich spät,
nennen Sie mich einfach Majestät.
„Ameley, der Biber und der König auf dem Dach“,
Tankred Dorst (1925-2017),
heuer im Globe-Theater Berlin

Wieviele Wunder verträgt die Wirklichkeit, murmelst du in den Kaffee am Sonntagmorgen, der anders als alle anderen Kaffees am Bett serviert, ein wöchentliches Wunder für sich, als ob das die Frage wäre, die zählt, wenn man bei Wundern wirklich in den Plural gehen möchte, denn seinen wir ehrlich, ein echtes Wunder, so eines, bei dem die Wirklichkeit den Hut zieht und die wachgebliebenen Träume Respekt zollen, solch ein Wunder kommt meist allein und bleibt es in meiner Vorstellung auch, mindestens bis der Vorhang fällt.

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Ich weiss noch nicht, wonach. Wonach?
Meine Füße haben mich das auch schon gefragt,
ein Fuß will immer vor den andern…

Welche Welle zuerst, fragt sich der Mond nie, er weiß, eine Welle macht noch keinen Strand und unter jeder Welle liegt ein Meer auf der Lauer, der Welle das Wasser zu reichen, das sie nährt, hebt und zur Schwester jeder Welle macht, ob im Windschatten dahinter oder drei Ozeane weiter, Welle ist das, was sich bewegt, was dich bewegt und deinem Wunder Boden bereitet, wetten?

Ich wage nicht, zu widersprechen, legst du ein Veto ein, das sich erst auf den zweiten Blick als solches zu erkennen gibt, und lächelst dem Wind aufmunternd zu, fast meine ich, eine jahrelange Komplizenschaft zu erkennen, als er anhebt, einatmet und ohne die Lippen groß zu öffen dein Wunder auf den nackten Schultern meine Welle reitet, anmutig sich der Richtung hingebend, die sie vorschlägt und er mit einem Atemzug vollzieht.