Gedanken

Von zweien, die auszogen, zu werden

Windowporn | © Anne Seubert

Der Herbst ist nicht ohne Grund ein grosser Fan der 80iger. Was auch erklärt, warum sich der Herbst und Berlin so gut verstehen. Der Herbst knallt raus, was er an Farben hat, um uns daran zu erinnern, dass wir Parks haben und Alleen. Berlin feiert eine Art Junggesellinnenabschied vor dem Wintereinbruch: Sich lächerlich zu machen ist für keinen der beiden eine Option.

Die Bäume tragen ihr Blätterkleid knapp übers Knie und strikt auf Figur, das Haupthaar gerne auch mal posh aus dem Antlitz gekämmt, das goldene Feierabendlicht zu Insta-Selfies nutzend, stets die Schokoladenseite im Profil. Berlin lackiert sich die Bordsteinkanten giftig gelb, lässt den Strumpf aus der Kniekehle rutschen, zieht auch mal die Nase hoch. Punk als Attitüde? Hauptsache

Und doch haben beide auch ihre melancholischen Momente, geben nur so viel preis, wie das Klischee verlangt, hadern mit dem was kommt mindestens mit dem was war: Ein Winter kann nur so viel wettmachen, wie der Herbst verspielt. Ds Erbe des Sommers wirkt erst in Gold, weiss der Oktober, Berlin wäre ohne seine Geschichte eine von vielen, niemals Babylon, ohne seine stets gegenwärtige Zukunft, eine Bühne ohne Spiel. Jetzt aber aber husch!

Gedanken

nackt und nah

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Aufgehen dir, unter die Haut, zwischen Räumen auf- und abgehen in dir; aufrühren dich, rühren, nicht schütteln, “to be handled with care” stand auf der Packung. Berühren auch, inwendig alles möglich machend, unwiderstehbar zart dir die Knochen ins Lot bringen und deine Haut mit leeren Händen lehren, was Wonne heißt: Wollust mit Doppel-L und Fersen aus #nichtsdestotrotz, #nocheinmalvonvorn & #kommewaswolle etwa. Barfüßig fließen ins KannnichtMeernichtSündesein, den Regen von der Leine lassend Bogen schlagen wie der Pfau sein Rad, gespannt unter einem Himmel in voller Bälde.

Taumelt da wer, fragt der Leib zwischen Strand und Schenkeln, die Lippen sich leckend wie nach einem Teller Leibgericht das Kind in vollen Zügen.

Ich schweig mich dir nah, den Malbec noch auf der Zunge, hüftnah schockerhitzt. Sacht war gestern, formst du lauschend Worte wie Pfade in eine Welt zurück, in der Mahlzeiten am Tisch eingenommen werden, Telefone klingeln und die Sonnenuntergänge pünktlich: Komm, such’ die nächste Platte raus, es ist Zeit für einen Pulswechsel!