Gedanken

Wasserstandsmeldung

Ich meide Geräteschuppen.
Ich esse ungern mit Stäbchen.
Ich liebe selten.
Ich lüge weniger.
Ich backe Bananen.
Ich lerne aus Erfolgen.
Ich koche mit Wut und Gerste.
Ich rede im Schlaf.
Ich frage leidenschaftlich nach dem Weg.
Ich pflege einzelne Muskelfasern.
Ich warte immer wieder auf Gestern.
Ich lebe heimlich.

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Das Über-Ich randvoll mit Sinnlichkeit und ein Himmel voller Kontrabasse, so beginnt was krumm vor Gram. Zärtlich vor Raserei verrinnt mir die Wut zwischen den angebissenen Fingernägeln. Mein Atem sucht Schleichwege sich jenseits von Mantel und Schalkragen. Beim Ausstreichen der abgestandenen Makeupreste weckt die unbezähmbare einzelne Locke an der rechten Augenbraue Erinnerungen an den Goldzahn, den du damals schon trugst, als wäre er die schönste und nicht etwa die einzige Kerze am Leuchter. Angst habe ich trotzdem, dass der Haaransatz zurück und das linke Knie bei jedem zweiten Schritt mittlerweile ausweicht.
Im S-Bahnzug verbleicht die Dezemberkälte endlich zu gnädigen Fetzen. Ich zähle vereinsamte Handschuhe zwischen den ostgelben Straßenlaternen und entblättere geradezu genüsslich den immer wieder aufwallenden Ekel vor Jahresendzeitfeierlichkeiten. Einer singt ein zweistimmiges Lied und fragt nach dem Weg. In meiner 3. Jackentasche findet sich auf der Suche nach dem stilisierten Stadtplan eine Tafel Schokolade, die geteilt werden will und zwar sofort.

Gedanken

Arteriendehnung statt Alternativprogramm

Die Arbeitswoche zerrt die Arme aus den Schultern, saugt jegliches Tröpfchen Sprachgefühl aus dem immer trockener werdenden Rachen, der stete Druck reißt die Lebensmitte(l) aus Adern, die längst Umwege um die Röhrenknochen legten um den drängenden Schmerzen auszuweichen. Die Schulterblätter geben ihr Bestes den Brustkorb schützend zu bedecken, umsonst, und doch auf Kosten des Nackens, der Arme, des Rückens, die Schutz ebenso bedürften und um Vergeltung fluchen. Die linke Seite scheint doppelt bemüht, zumindest brennt dort die Pein wie frisch gedüngt. Umsonst. Die 17,5 Stunden Wochenenden reichen nicht mehr aus, aufzutanken, aufzufüllen mir Wortwärme, mit emotionalem Balsam, mit seelischen Knuspermüsli. Sonntagabend bleibt stets nurmehr der viel zu tiefe Griff in Schokoladentafeln um wenigstens oberflächlich die verheerende Leere zum Schweigen zu bringen.

Verzerrte Galabildchen stürmen die einst liebgewonnen Traumzeiten, die Angst vor dem Montag hat ungeahnte Höhen erklommen. Und doch wird weitergesiebt, gestellt, gestapelt, auf dass der Turm beim Einsturz Staub aufwirble. Anfang und Ende sind gleich gefürchtet, Identitäten im Dreierpack gekauft und der Wahnsinn nicht mehr nur mit Stäbchen, sondern tagtäglich mit dem Suppenlöffel eingenommen. Die Durchhalteparole – mehrmals zu oft proklamiert – ist der Lächerlichkeit preisgegeben, wie so vieles: fünf sind sechs zu viel, Persönlichkeit ist fehl am Platze. Eine Pause wäre zu teuer, keine zerstörend und wieder wird das Andere, das Private auf in drei Wochen vertröstet, dann aber richtig. Man möchte aufstehen und gehen, wenn man nur wüsste wohin. Man möchte in Arme flüchten, wirkliche Arme mit rauen Ellbogen und reichlich wärmendem Fett beideseits davon und schreit allein beim Gedanken an die Berührung auf vor Schmerz. Man möchte liegen bleiben und geht vorsorglich nicht mehr zu Bett.