Marmornen Fußes versucht Medusa mir gegen Ende des Morgens meine tägliche Portion verschwörerisches Lächeln durch die ungeputzten Scheiben zukommen zu lassen. Heute mangels solarbetriebener Mundwinkelkrümmung vergebens, dafür küsst ein Paar sich, Medusas Blick entzogen eine Häuserecke weiter weltvergessend. Prompt spürt mein rechtes Handgelenk den Willen der einzelnen Finger seiner Hand, die unwillkürlich nach fremder Haut tasten. Ihre Kontraktionen strahlen bis weit über den Ellbogen hinaus, kitzeln gar das Schulterblatt und den ihn umgebenden Schmerz wach.
Einen Schluck Kaffee später bereits, ist das Paar verschwunden und Medusa beehrt mich mit gönnerhafter, leicht spöttischer Aufmerksamkeit. Es träumt sich gut südwestlich ihres Wangenknochens und doch zieht es am Ende des Tages einen jeden und auch mich gar hastigen Schrittes in die nächste Gasse, Schutz zu suchen vor nicht nur ihrem Blick, und sei sie noch so schmal. Und mitunter wäre ich um eine Sonnenbrille, blickdichte Strümpfe und die Möglichkeiten einer lautlosen Gardinenstange dankbar.
Die lauwarme Tasse umklammert, zügle ich die Reichweite meines Augenlichtes, angepasst an die schlierigen Doppelglasscheiben. Auch mein Lächeln darf nurmehr bis zum Türknauf säuseln, jenseits liegt nun Sperrgebiet. Für heute zumindest gilt es, die Konzentration auf die Fingerspitzen zu richten und Medusa links liegen zu lassen. Im Regen stehen. Eiskalt. Ungeküsst. Spoliencharme hin oder her, ich habe zu tun.