Sonnenstrahlverhangenen Wintermantels wagte er sich montags auf die Straße, die Stadtreinigung zeigte vollen Einsatz beim Versuch die Gullydeckel zu reanimieren. Er ließ ihren Elan nicht allzu nahe an sich heran, ging bewusst langsam, das linke Bein nachziehend. Die quietschenden Vögel rechts und links in den Kronen der Platanen ignorierte er ganz, er hielt den Blick vielmehr wachsam auf das nächste Schlagloch gerichtet. Pflastersteine warfen sich beidseits seiner Knie ins wässrige Sandbett, seinen Tritt fürchtend, der Fuß für Fuß die Straße dem Erdboden gleich machte.
Tage wie diesen gab es seiner Meinung nach deutlich zu viele. Sie glitten ineinander, Wochen und Monate konstituierend, die er nicht willkommen heißen mochte und in denen er sich nicht willkommen fühlte. Die wenigen Nächte dazwischen, die ihm kühlende Finsternis auf die Schläfen tröpfelten, kamen immer seltener und immer öfter auch zu spät. Unzuverlässig jedenfalls, und die Tage ihrerseits nutzten die temporale Schwäche und machten sich unangebracht breit.
Er spürte das Ziehen im linken Mundwinkel, als die Nachbarstochter freundlich grüßend seinen Weg kreuzte, erst im letzten Moment bekam er seine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle. Er nickte mürrisch und blieb unbeeindruckt auf seiner Linie, zwei Fußbreit parallel zur Bordsteinkante. Die Nachbarstochter hüpfte ihrem Tag entgegen, festlich gekleidet, das Haar zu zwei Zöpfen geflochten. Er erreichte, wenig später nur, seine Arbeitsstelle, ein unscheinbares Haus im Halbschatten eines Wolkenkratzers. Wohlig schmiegte er sich in den anachronistischen Aufzug, der ihn zu seinem abgedunkelten Büro bringen würde, er war zu früh, als das ihm hätten Kollegen begegnen können.