Geliebte

Treppen absetzen

Beim abendlichen Blick über den Hof ein Lächeln abgestaubt, ein braungebranntes, das über die Tagesschau hinaus wirkte, mitten in den Spätfilm funkte und gar das Testbild noch zum Wanken brachte. Beim Ruderfinale mitgefiebert, Oberarm für Oberarm das Wochenende nähergerückt, den gischtigen Nachhall zwischen den Zehen bunkernd.

Die zahnbespangte Nacht unters Kopfkissen gepackt, kreuzt er die Schulterblätter – en garde, packt die Goldfeder aus und malt sich einen lüsternen Narziss in die Ellbeuge, spiegelverkehrt versteht sich. Zwischen frischgetuschten Wimpern offenbart sich ihr stillgelegtes Zehenrad außerhalb des Plumeaus, einladend nackt. Die Waden zur Vernunft gerufen, ordnet er seine Schenkel streng parallel zu ihrer Kniescheibe: Jeder ist ein Körper. Seiner hungert.

Irgendwann dann: Flucht ins Treppenhaus. Zum Z’Vieri ein Glas frisch gepresste Zitrone auf der dritten Stufe, den Rücken an die kühlende Wand, der Blick treppab, erwartungslos auf den nächsten Gipfelstürmer gerichtet. Sämtliche Träume noch vor dem letzten fruchtfleischreichen Schluck auf die nächste Kante geschubst – bis zur Kehrwoche in Sicherheit – und dann Anlauf genommen für die nächste REM-Phase an ihrer Seite.

Geliebte

Down by life

Er trägt Karamellhaarmäntel, seit Jahren. Zwei über jedem Schulterbein, den Kragen aufgestellt. Er schläft selten und meist im Sessel sitzend, die Mäntel locker gefaltet über den Knien. Er kennt seine Träume, au coeur seit Jahren und zur Sicherheit auf 17 Dollarnoten notiert und ins Mantelfutter gesteppt. Er liebt Dekolletés.
Bevor die Knie steifer und der Blick trüber wurden, war seine Ernährung streng ayurvedisch, aber das änderte sich mit den ihm nach und nach gewährten Einblicken in Knopfleisten und falsche Fuchskragen und den damit einhergehenden Gefühlswallungen. Er sparte sich Tränen und stieg relativ verlustfrei um auf salzlose Kost.
1994 hatte er das Sprechen eingestellt, nur Spinnen und anderen Achtbeinern gewährte er weiterhin Einblick in seine Gebilde, die kaum mehr als Worte denn als Raufasertränen formulierbar sind, und doch: Rudimente seiner einst prunkvollen Rhetorika. Für uns bleibt sein Bariton-Blick unter unsterblichen Augenbrauen, bleibt seine rostende Schulterpartie in zuckerfädrigem Mohair, bleibt sein silbenfreies Raunen. Raumfüllend.