Gelüste

Cirque de cire

Wenn einer mal abtauchen mag, aus dem Tag raus, an der Nacht vorbei rein in die Welt des nichtsdestotrotz und surreal – auch egal. Wenn einer mal den Mund aufreißen mag vor Staunen, Gänsehaut bekommen vor Staunen und blaue Zehen vom eilig wegtrippelnden Nachbarfuß. Wenn einer mal nach oben, statt nach vorne, nach rechts und links zugleich und möglichst auch noch nach hinten unten, weil er mittendrin steckt.

Wenn einer sich sagt Cirque du soleil ist ja ne tolle Idee, nur leider viel zu kommerzialisiert, viel zu kitschig, auch viel zu sehr auf Effekt und eigentlich schade dass. Viel zu aufgesetzt und gibt es das nicht in klein und schnuckelig, ich will doch berührt werden und mitgenommen und vielleicht ja sogar mit ohne Popcorn? Und müssen diese Stuhlreihen mich einzwängen und was wenn ich lieber Platz 17 statt 3 sitzen will und überhaupt sitzen, ich will mich bewegen. (Ich will Zirkus, Oper, Theater und Märchen.) Dann sei ihm ein Ausflug inaufneben die Bühne von Pan.Optikum ans Herz gelegt.

Gelüste

Die Erotik der Atemlosigkeit

Die mit Vorliebe Brechbohnen aus der Dose mümmelnde Angst in meinem Nacken lässt mich flacher und flacher atmen. Einen Atemzug pro Minute, so lange wie irgend möglich gedehnt und durch die den rechten Nasenflügel ein, durch den linken Flügel – und zwar unbedingt dicht an der Außenwand entlang. Das verlängert die Vorfreude auf die solchermaßen zunehmend limitierten Deziliter Sauerstoff, macht aus dem eigentlich ubiquitär vorhandenen und durch jede Pore nahezu eindringenden Element ein qualvoll ersehntes. Ein rares. Ein nur auf Knien und unter inwendig ausgestoßenen stimmlosen Flüchen wieder ausgehauchtes.

All den Adjektiven jedoch, all den kunstvoll kreuz, mitunter auch quer gestochenen Nebensätzen aber gelingt nicht, wozu sie aus dem Ärmel geschüttelt: der Angst den Schmerz ziehen. Die Kraft verwässern. Den Blick schwärzen. Sie bleibt. Feuerrot versengend was ihr den Appetit zu verderben sucht. Trachtet. Wagt. Wenig weilt wo sie längst Monokultur veranschlagt hatte. Der Kopf sinkt auf Brust- und Schulterbein, dehnt den Nacken über den Haaransatz, raubt der Sprache den letzten Nerv, lässt den Rachen reifen bis nichts mehr bleibt als rasselnde Angst. Im Blick. Im Schritt. In jedem Zweifel.

Wurstbrotverachtend sich durchs Wochenende schlagen nimmt ihr nicht die Wucht, nicht den kleinsten Fetzen. Im Gegenteil. Es stählt ihr Lasso, das sie gleichermaßen lässig wie drohend über der Schulter trägt, wie andere Damen Handtaschen. Sie aber ist keine Dame, sie ein Weib, ein wohlgenährtes, eroberungssüchtiges dralles Vollblut mit wachem Blick und ungezähmtem Achselhaar. Sie lässt mein Herz in ungeahnten Frequenzen schlagen Nacht für Nacht und tags erst recht und doch ich wünschte, ich würde elendiglich und ohne eine Träne verlassen. Ohne wenn und aber. Ohne Ankündigung, ohne Wiederkehr, ohne jedes Souvenir.