Generika

Die Leiden der Jungen Wörter

Sonntagmorgenglocken im Ohr, will, was da eben noch Buchstabe jetzt ein Wort sein. Auf der Zeile tanzen bis zum Doppelpunkt, nur um dann nocheinmal klein anzufangen und, eine zweite Konjunktion im Ärmel, einen Halbsatz tiefer stapeln. Mitohne Verb. Passiv und erst auf den zweiten Blick kokett. Es muss nicht immer Diminutiv sein, mitunter setzt ein Präfix Zeichen, die sich zwischen Mittel- und Beziehungsohr einzunisten wissen, nachhaltigst.

Das Letterleben ist eines, das sich typenweise lebt, gerne mal unter Hochdruck, in Kleingruppen dem Linguisten gefügig gemacht. Bleibesetzt die Lunge liegt sodann dem Atem eine Wortgewalt inne, die dich reisen macht. Vor und zurück und immer wieder jenseits der Schriftsprache, da wo Klang und Haptik ein Tänzchen wagen, einen Stehblues gar, zwei Silben vor und einen Umlaut zurück, knallvergnügt der Etymologie immer wieder ein nonchalantes Schnippchen schlagend.

Privatvergnügen vermehrt sich sprachlich exponentiell, in diesem spezifischen Fall zumindest, der mehr Case als Kasus, Flexion hin oder her. Ich möchte dir den Stab nicht buch- sondern kieselsteinweise kredenzen. Immer einen Gedankensplitter auf Eis und dazu ein Pannakotta von einzeln gedünsteten Schachtelsätzen an Bord. Der Sonntag kann kommen, was sag ich, das Wochenende, die Woche, das Jahr!

Generika

Wo die Erde Feuer fing

Wir gehen deine Straße entlang, Señor Magellan, ganz ohne Schwimmflügelchen, mit Skihosen, den Wind heute mal im Rücken. Die Hände tief in den Taschen, zieht sich die Wirklichkeit sichtbar Advent für Advent weiter zurück, kriecht in Schluchten so tief, dass das Licht Abstand hält, schnalzt schüchtern mit den nackten Schultern und lässt den Gletscher kalben: Martialischer, der du alles bist aber unnahbar. Der du das Moos wandern hörst, den Löwenzahn sonnengelb zubeissen und den Basalt mit bloßer Faust zum Bersten bringst. Mehrmals täglich.

In Moränen schwelgend zu deinen Füßen das Ende der Welt, wo die Erde einst Feuer fing und heute lässig ein bis zwei Geschichten zwischen sonnenuntergangsbestäubten Wimpern bereit hält, Geschichten, Mütter der Wahrheit wie Borges sie nannte, Trost der Suchenden und Gejagten, die Wahrheit verzehrende. Sie, die uns abhanden und immer wieder aufs Neue auf die Füße fällt, hat hier Inseln an Land gelockt, zwischen Vorspann und Final Curtain, im Chor Schulter an Schulter die Gischt, der Horizont und drei Seelöwenbabies.

Einer hat immer noch Worte, schreibt, denkt, liest zwischen den Zeilen. Einer ahnt, wo ich weile, weiss, wo mein linkes Ohr sich zur Ruhe bettet, mein Hüftbein seinen Schatten wirft. Auf dem Weg übers Eis hat er Fragen verbuddelt, multiple choice zumeist, wegweisend manchmal, nährend fast immer. Fragen mit Namen, die Du sagen & mich meinen. Fragen, die brennend Blasen schlagen, treffsicher zwischen Kniekehle und Achillesferse, zwischen Kap und Käsefondue und auch vor dem Feiertag nicht innehalten. Warum auch!