Gestik

Bouquet

Den dunkel bewaldeten Berg noch im Rücken stemme ich mich diesem Alltag entgegen, der mich längst wieder zwischen seine Hürdenschenkel genommen, um sie kräftig zusammen zu pressen. Ich lüge mir meist in die linke Gesäßtasche, ist mir neulich aufgefallen, greife tief in diese hinein, so mir im Verlauf eines Gesprächs mal wieder die Wahrheiten auszugehen drohen. Fern jeder Impulskontrolle, mit nichts zwischen den flirrenden Fingern, und doch mehrheitlich erfolgreich.

10 Gedanken zu „Bouquet“

  1. schneck06 sagt:

    das hieße also, die impulsiv-wahrheiten sitzen linkerarsch? bei mir rechtsleistig, im kleinen geldfach, aber dann heftig aus der luft gegriffen, und meist tippt mich dann jemand an, jemand aus den dunkel bewaldeten bergen.

  2. kopffuessler sagt:

    Neue Wahrheiten im Geldfach gefunden – auch ein schöner Header!

  3. mkh sagt:

    Es schadet gar nichts, immer eine greifbare kleine Lüge in der Tasche zu haben. Das verhält sich so wie mit den geheimen Spickzetteln früher und den souveränen Karteikarten heute: hast du sie greifbar, brauchst du sie gar nicht. Wahrheiten gehen mir persönlich genausowenig aus wie Liebe und Luft, nur manchmal rutschen versehentlich einige der kleinen leicht beschwingten Lügen etwas schneller hervor als eine zuweilen spezifisch gewichtigere Wahrheit. Das ist aber nicht schlimm, wenn du aus deiner rechten Gesäßtasche gleich das geheime Wissen ziehen kannst wie ein Taschentuch, das besagt, die tatsächliche Wahrheit lügt ohnehin jenseits aller Worte.

  4. kopffuessler sagt:

    Beneidenswert, mir sind Luft und Liebe allzuoft mehr als knapp, Wahrheit wage ich gar nicht erst zu definieren geschweige denn zu besitzen. Ich bin oft froh um jeden Taschenspielertrick, der mich eine Hürde weiterbringt.

  5. mkh sagt:

    Ist Wahrheit nicht eigentlich das Einfachste, was man machen kann? Wieviel Energie muss man denn aufringen, wenn man sich um Wahrheiten herum drückt und sich verbiegt? – Zugegeben, der Druck von außen, sich in konventionelle Muster einzupassen, ist auch nicht zu verachten. Trotzdem!

  6. kopffuessler sagt:

    Wer Wahrheit intuitiv zu erkennen vermag, dem mag sie auch leicht in und aus den Händen falle, ja. Konventionell gleichzusetzen mit verlogen halte ich für gewagt, die Wahrheit zu erkennen fällt mir oft verflucht schwer.

  7. mkh sagt:

    Es ist schwierig, mit wenigen Worten genau das zu sagen und das zu verstehen, was gemeint ist. Aber ich möchte hier “Wahrheit” mal lieber mit “Aufrichtigkeit” gleichsetzen, so meine ich es zumindest.

    Mir fällt es bestimmt nicht immer leicht, aufrichtig zu sein, weil manchmal irgendwelche Ängste entgegen wirken. Aber im Wesentlichen erkenne ich schon ziemlich genau, wann ich selbst aufrichtig bin und wann eher verlogen. Und wenn ich aufrichtig bin, gefalle ich mir jedenfalls am besten.

  8. kopffuessler sagt:

    Beim Kommunizieren, beim Be-Worten fängt es an, das Schwierige, und in einem habe ich garantiert Nachholbedarf: mir selbst zu trauen.

  9. mkh sagt:

    Ein mir unbekannter Aggregatszustand! Aber wer weiß – vielleicht sollte ich mir gegenüber ja manchmal misstrauischer sein…

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