Gestik

Auf dem letzten Loch

Dem Sonnenlicht geht wieder mal die Puste aus, es röchelt in immer kürzer werdenden Abständen. Die Jahresendzeitluft flockt, der Ekel paart sich mit Notwendigkeiten, die Ahnung aber geht flöten. Es reihen sich Termine, die keiner haben will, von geordnetem Anstehen in großzügigen Schlangenlinien scheinen sie noch nie gehört zu haben. Der linke Arm schreit laut und lauter, umarmungshindernd, schlafzerstörend, aber bis auf weiteres unabnehmbar untröstlich.

Zerbeulten Fingernagels gezählte Kleinstmünzen rappeln nass gelutscht weit weniger als trocken geföhnt, ungerührt zerfetzt der nächtliche Sturm das aufgesparte Lächeln. Nachmittags ist die morgens bereits arg knappe Kraft im Rückenwind der warmen Suppe einige Stunden immerhin spürbar, abends – und der beginnt heuer bereits ab 17 Uhr – ist sie aus. Es bleibt der Atem für die Nacht, der Kohlen Staub durch die Nasenflügel gefiltert.

Unter rotweißkarierten Federbetten, die so schwer, dass kein Vogel imaginiert werden kann, nicht im tiefsten Traum, auch nicht im gemeinsam geträumten, der mit solch bleiernem Federkleide zu fliegen vermöge, wird einem weiteren Morgen entgegen geschlafen. Unmotiviert, aber routiniert jedem Streikversuch den Wind aus den Flanell-Segeln nehmend. Die Sterne sind nicht aus dem Sortiment genommen, es wurde dem Markt entsprechend umdekoriert.

8 Gedanken zu „Auf dem letzten Loch“

  1. T.M. sagt:

    Um 15 Uhr!!! Und manchmal schon um 10 …….

  2. dr.no sagt:

    Dieses ist neu bei Ihnen. Gut so — auch einfach mal häufiger oder sowas sagen. (Note to myself)

  3. kopffuessler sagt:

    T.M.,… und manchmal auch gar nicht auf. (Unter der Decke z.B.)((Trotzdem manchmal ganz nett da))

  4. kopffuessler sagt:

    Kommoden, und wie ich die liebe. Möglichst schwer und mit goldumflorten Spiegel – für die Schminker- und Lockenwickeleien, wie recht sie doch haben! Komm Ode, back uns ein Brot. Oder so.

  5. Benjamin B. sagt:

    Nacht und weiss draussen. Verblassend schon wieder zwischen Nebelschleiern. Verbirg’ dich. Doch weitaus entsetzlicher beisst sich die Kälte in blutverschmierte Fingerknöchel und den in der Einsamkeit eines Novemberabends ertrinkenden Verstand.

  6. Ole sagt:

    Fraglich ist, wie viele Väter daran Schuld tragen, die im Zuge von massivem Ladendiebstahl unzählige Sterne gestohlen und ihren Töchtern in die Augen gelegt haben… 🙂

    Traumhaft toller Text, einmal mehr, cara mia!

  7. kopffuessler sagt:

    Benjamin, da möchte man der Kälte die Zahnersatzteile ziehen und dem Verstand ein Paar Schwimmflügelchen aufpusten. Hüte er sich vor Weisstönen in diesen Tagen und immer schön die Hände in den Taschen.

  8. kopffuessler sagt:

    Mit sternlosem Aug’ kürzlich erst die guten Neuigkeiten aus Absurdistan vernommen – Herzlichsten! – und der Väter gehören viele prinzipiell erstmal verhaftet.

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