Gelüste

Lasset den Tag beginnen.

Naschende Wortweiber jenseits von Zucker und Guss. Weiblich noch bis in den Gipfel des Circonflex, über deine atemlosen Blicke hinweg, Silbenkrater im verschmierten Mundwinkel. Rauchzartes auf der Zunge. Man sollte öfter allein auf Konzerte gehen. Man sollte auch öfter verschlafen, scheint es, und dann morgens um viertel vor sechs mit gemächlich wachsendem schlechten Gewissen Traumfetzen nachspüren und den Tag neu entwerfen, weil die ursprüngliche ToDoListe mit dem Blick auf den Wecker unmöglich wurde.

Der Guten-Morgen-Luft ein Fenster öffnen und sich selbst auf die Fensterbank imaginieren. Der Sonne beim Aufgang zusehen, Sisyphus in seiner anmutigsten Form, und die Laufschuhe über dem Kaffeedampf schnüren. Die innere Kamera postieren und noch ein paar Schlucke nackte Haut schlürfen. Die eigene, die wadenbeinig aus den Strümpfen hervorblinzelt. Die fremde der letzen Nacht, die allein in der Erahnung Wärmewunder vollbrachte. Aber dann: auf in den Tag.

Oder zumindest den Blick füllen mit Passanten wie dir, die ihren Nacken ob der trügerischen Sonne oben ohne tragen. Den Schal in der Hand, den Kragen am liebsten schulterweit. Passanten, die man noch vor dem ersten Ampelblinzeln zum Tanz auffordern oder gleich unter die Bettdecke bitten möchte, Obdach hin oder her. Und schon ist Mittag. Mittwoch. Mitternacht.

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