Gelüste

Tigeraugenblick, sei wachsam!

Ihr Morgenstundenlohn sein Lachen, das sie auch abends durch die Gänge trägt. Das Räuspern stets erst kurz vor der Nachspeise serviert, ihr an der Innenseite des kleinen Zehs Gänsehaut verursachend. En passant dem Kellner die Höhe des Trinkgeld signalisierend, auf dem Hüftbeine ein Tigerauge balancierend, das dem neuen Jahr noch durch die Jeans Aufwartungen macht. Heimlich versteht sich. Lacht dann auch sie.

Lacht und weiß, dass hinter dem Lachen Falten sich schlagen, prügeln gar um den besten Platz zwischen Stirnlocke und Kinnhaken, zwischen Wimperntusch und Kniekehle. Lauthals den Sinn des Lebens und der Jahresendzeitbilanz verfluchend und wie nebenbei die Steuererklärung zwischen den Wangenknochen zermalmend. Sicher ist sicher und ach, my dear, ruhe in Fetzen, du Zahl gewordenes Leben, das du die Streifen quer und das Lächeln längs dem Rückgrat trägst. Ihr Tigerauge hat ein neues 52-Wochen-Paket im Blick. Und dich.

Das leere Glas an seinen Fingerspitzen kühlt ebenjene nur ungenügend, war doch eben noch Spätburgunder und Kerzenschein und Konversation. Jetzt aber steht da was von Zärtlichkeit auf dem Menü. Als Carpaccio auf weissem Moselschiefer serviert, stilecht aber durchscheinend zuweilen, mit frischen Pfefferbeeren und grobem Salz. Und kretischem Olivenöl bis über beide Ellbogen, Tigeraugen kraulend.

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