Gelüste

Quereinsteiger Junior

“Was möchtest du eigentlich werden?” fragt die adrette Omi den Interims-Enkel, mit diesem Hauch Wärme in der Stimme, der uns anderen aufhorchen lässt. Der Enkel, der am doppelt belegten, aber somehow trotzdem aus dem Vormittagsunterricht übrig gebliebenen Salami-Brötchens kauend, einer ehrlichen Antwort sichtbar ausweichen möchte. Stattdessen kramt er mit betont langsamen Augen-Blicken auf dem gemächlich vorbeiziehenden Bahnsteig der S-Bahnstation, an der keiner von uns aussteigen möchte, nach Antworten.

Will Mann heute noch Lokführer werden? Je Straßenkehrer? Jemals Stationsansager? Junior versteift sich grinsend bevor er sein “Straßenmusiker” zum Besten gibt, den warnenden Blick der Großmutter nonchalant mit einem Schluck Club Mate parierend. Aus der Flasche. Schreibt man in den entsprechend fragenden Gesprächslücken heutzutage Gründer? Quereinsteiger? Jobhopper? Reiseblogger?

Wir sind alle ein paar gedankliche Treppen in unserer Erwerbsbiographie hinabgestiegen und glucksen dankbar, als der Junge nachlegt, die Frage plötzlich als Möglichkeit zum Torschuss wahrnehmend: “Ach, eigentlich möchte ich Heinzelmännchen werden, mit Schwerpunkt Klimaschutz, Flughafenbau und Flüchtlingshilfe.” spricht er halb in den noch nicht mal angelegten Bart und halb zu uns. Omi lacht und offenbart das besondere Verhältnis der zwei: “So richtig Nachtschicht mit Cape, von allen geliebt, von keinem erkannt?” fragt sie und zeichnet in unser aller Köpfe das Bild des Zorro Junior, diese Mischung aus Kilian Kleinschmidt und Julia Engelmann. Zumindest bei mir. Und als ich aussteige, stelle ich ihn ein.

Ein Gedanke zu „Quereinsteiger Junior“

  1. T.M. sagt:

    … wird was?

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