Gelüste

Im Schatten meiner Locken

Morgens

Im Schatten meiner Locken liegst du und weißt, es gäbe gute Gründe aufzustehen und mindestens einen dagegen. Dagegen zu sein ist kein Argument für einen wie dich, der sein halbes Leben dagegen verbracht hat, du bleibst so offensiv grundlos liegen, dass es auch mir schwer fällt, meinen Leib aus den Laken zu bewegen. Die Laken, die uns Bühne waren, in diesen heimlichen Nächten, in denen der Schlaf um seine Existenzberechtigung kämpfen muss.

Kämpfen ist so 80er, maule ich dösig und du lächelst spontan alles in den Schatten, was noch im Licht der Nachtischlampe zögert, jedes Fitzelchen Haut, jede Zehe, jede Wimper. Gräbst Mulden in Kissen, meine Wange zu betten, täuscht Nacht vor, auch wenn der Morgen längst graut und wir mal wieder vergessen haben, die Vorhänge lückenlos zu schließen. Zwei Leiber, 5 Kissen und ein Laken zähle ich auf, lasse Raum für den Kaffeeduft, der uns jetzt gut zu Gesicht stünde, besser als jedes Licht zumindest.

Licht, das sich aufmacht, den Tag zu weiten, das Leben sichtbar werden zu lassen und dich Schatten werfen. Schatten so tief, so manifest, dass ich locker darin untergehe, bis der nächste Landgang ansteht, vorzugsweise nachts.

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