Im letzten Monat des Jahres 2016 habe ich endlich mal wieder gelesen: Drei Empfehlungen. Drei Romane. Drei Entdeckungen. Drei Hauptgewinne.
Schilten. Ein Titel, der nichts von der auf seinen Seiten schlummernden Besessenheit ahnen lässt. Obskur bis zum TZ. Sprachverliebt. So sehr Schweiz, dass es weh tut. So handlungsarm, das ich schlingen musste. So prall das Sprachhorn des einst bis zum Kult verehrten Hermann Burger, das ich jeden Satz einzeln genießen wollte. Zweimal lesen, mitschreiben, weiterdenken. So skurril, das ich Entgegnungen schreiben mochte, zwei Gedanken auf einmal buchstabierend. So einsam, das mir die Spucke weg blieb.
Wenn mit meiner Unschuld nicht alles vor die Hunde ging, ein Buch, das im Secession-Verlag erschienen, das einen schon beim Aufklappen mit beschenkt, weil so liebevoll gesetzt und gebunden. Ein Buch von einer Autorin, von der ich zuvor nicht ansatzweise gehört hatte, shame on me: Emmanuelle Bayamack-Tam, die auf 345 Seiten ihre Protagonistin Kimberly, einst Titelheldin eines Songs von Patti Smith, sprechen lässt. Zornig, wahrhaft und mit einer Sprachmacht gesegnet, die mich, zuweilen fragilst poetisch, zuweilen vulgär aufbrausend, nicht genug kriegen ließ.
Bruder Kemal, den letzten Roman von Jakob Arjouni, Jakob Arjouni, der 1985 mit 21 Jahren “Happy Birthday, Türke!” veröffentlichte. Happy Birthday, Türke!, der von Doris Dörrie verfilmt wurde und der wie Bruder Kemal den Detektiv Kayankaya auf seinen Fällen begleitet. Einen Krimi, obwohl ich sehr selten Krimis lese. Ein Frankfurt-Krimi, der auch auf und mit den Gepflogenheiten der Buchmesse spielt, der Pointen so zärtlich versenkt und in seinen Protagonisten ein Frankfurt auferstehen lässt, das filmreif. Ein Autor, dessen Bücher ich jetzt alle lesen werde, dessen Krimis Romane, Milieustudien, Vergnügungen sind. Ein Autor, der leider viel zu früh verstarb.
Danke!