Für A.
Unsere Geschichte beginnt mit deinem Blick, als ich mir das Bett aussuche, und du Ja sagst. Ja zu deinem Bett, das ich dir damit zugewiesen habe, und das ich nicht haben wollte. Dass das Ja ebenso mir galt, verstand ich erst Wochen später.
The six best doctors, zählt das Poster an der Wand auf: Sunshine, Exercise, Sleep, Water, Air, Love. Keine Pointe.
Um neun wolltest du mit mir an den See, wir trafen uns als die anderen zu feiern anfingen. Du nahmst meine Hand in dein Herz und dann umgekehrt und zwischendurch legtest du deinen Kopf auf meinen Bauch. Den Feueranzünder in deiner Hosentasche bemerkte ich zwar, aber ich wollte nicht verstehen und erst recht nicht nachfragen. Ich roch dein Haar, dass so stark und rau war, wie meine Fußsohlen. Du hattest einen Plan, das war gut, denn ich hatte keinen. Ich hatte Ja gesagt, mehr Gedanken traute ich mir nicht anzusetzen, geschweige denn auszuformulieren, und vermutlich hätten sie mehr zerstört als ermöglicht.
Yoga um 8 Uhr morgens, African Dancehall abends um sechs, es war klar, wofür ich mich entschied, und dass du, die du morgens meist noch schliefst, wenn ich mich aus dem Zimmer schlich, auch mit von der Partie warst, lag sicher auch an ihr, deren Namen, ich vergessen habe, die uns aber zu Bewegungen verführte, die wir uns nie zugetraut hätten. Ich machte alles mit und war mir bewusst, dass ich alles andere als anmutig wirkte. Ich wollt einfach Bewegung in diesen meinen Leib einhauchen, der mal wieder viel zu lange am Schreibtisch gesessen hatte. Du hingegen wolltest tanzen, auch mit mir und bemerktest also dass ich Rock statt Hose trug oder wenn ich die Schuhe vergaß.
Coworking klingt gut, ist aber alles andere als geteilte und genauso anstrengend wie working, also normale Arbeit. Zudem findet coworking meistens am Bildschirm statt. Genau die Art von Arbeit also, die ich vermeiden wollte, als ich für den Sommer aufs Land zog. Und doch muss das Geld irgendwo reinkommen und am Bildschirm erledigte Arbeit bringt leider mehr Geld ein, als alles alles andere, was ich jenseits des Bildschirm versucht hatte. Wobei, vielleicht sollte ich es doch nochmal mit Coaching by Walking versuchen. Erst einmal aber dich, zumindest war das dein Plan, von dem ich lange nichts ahnte.
Ich freute mich über deine verschmitzten Nachrichten, die auf meinem Laptop klebten oder abends an der Theke auf mich warteten, wenn ich Dienst schob, und ich brachte dir von meinen Streifzügen über die Felder wilde Feldblumensträuße mit, wie allen anderen tollen Frauen und Männern im Haus. Die Ahnung beschlich mich tatsächlich erst bei der ersten Nachricht auf meinem Kopfkissen. Da fühlte ich mich geschmeichelt und auch ein wenig angestachelt. Wollen wir doch mal sehen, dachte ich, und spürte plötzlich, wie sehr wir das wollten.
Trotzdem warteten wir bis zur letzten möglichen Nacht, die du fast in Berlin verbracht hättest, um von da das Land zu verlassen. Und dann warst du doch da, nahmst mich an die Hand und mit an den See und übers Feld, das du für uns in Flammen versetzen würdest, während ich die Augen schloss und mich in deine Arme versenkte. Ja, die anderen warteten, und zwar auf dich, denn du solltest verabschiedet werden und doch hatten wir den Himmel und den Himmel voller Sterne und das Feld und das Feld voller Flammen und das Bett, das Bett voller Locken, die du mitbrachtest und mir in den Schoß legtest.
Als die Sonne am nächsten Morgen vorbeischaute, lächeltest du bereits zwischen meinen Brüsten und ich weigerte mich dieses Lächeln wieder loszulassen. Wir ignorierten alles, den Raum um uns und die Menschen darin, die Zeit, die nicht zu uns halten wollte und erst recht die Fragen, die uns bestürmten und sich zumindest halbernst um unsere Aufmerksamkeit balgten: Wir hielten die Augen geschlossen und damit die Nähe geschützt, die sich adhoc in uns ausgebreitet hatte, verführerisch warm und unwiderstehlich bis in die letzten Nervenenden und bis heute den Boden für ein Wir auflockernd, das wir täglich gießen kommen, ein Ja hier, ein Ja dort.
¿Lo ha escrito?
Hast du sie aufgeschrieben, hast du mich heute gefragt. Wie hätte ich das nicht tun können, wollte ich antworten, bis mir bewusst wurde, das ich genau das noch nicht getan hatte, obwohl ich sie täglich las: Zwischen deinen Locken, in deinen Bildern, aus deinen Worten, die du mir unterschiebst, wann immer du zwei Sätze angespart hast, und dann leg ich nach, bis das die Funken sprühen und der Himmel die Flügel ausbreitet und uns Luft zufächelt, bis die Glut alleine brennt, du deinen Blick in den Ring wirfst und ich mein Ohr in deinen Nacken lege. Einen Satz noch, ein Spiel, einen Spagat über Kontinente hinweg, dann schreibe ich uns ins nächste Kapitel. ¿Estás de acuerdo?