Gemäuer

Im Arm den November

Auf See | © Anne Seubert

Wo der See die Segel streicht, landest du.
Wo die Zeit auf ein Wunder vorbeischaut, bleibst du.
Wo der Hunger den Tisch deckt, teilst du deinen Teller.

Teilst und wagst den Blick über den Tellerrand über das Tisch gewordene Schweigen, das sich zwischen uns ausgebreitet hatte, dem Zwischenraum einen Boden zu bereiten, den wir erst tastend dann zunehmend sicherer betraten. Betraten mit Schritten, die aus Blicken und Blinzeln, aus Atmen und Angeln, aus Worten und Wünschelruten eine Landschaft entstehen ließen.

Die Zukunft, sagen sie, sei eine, die wir mit offenen Armen, die wir gestalten und mit Aufmerksamkeit vergolden, die wir so sicher wie das Amen in der Kirche nehmen und entsprechend vorbereiten sollten. Das im Hier und Jetzt der November an der großen Glocke, verheimlichen sie gern, wie für den November in der Zukunft gar keine Rolle vorgesehen, soweit ich das sehe, und für viele am liebsten auch in der Gegenwart nicht, dabei ist dieser ungeliebte elfte Monat der Zukunft gar nicht so unähnlich: So sicher wie, so ungewiss & unbestechlich wie, so unverwüstlich & nebelverhangen wie und fremd geblieben uns nach all den Jahren.

November rufen wir ihn bei seinem Namen, wir fürchten sein Grau, sein Gewicht, seine Verweigerung, uns auch nur einen Schritt entgegenzukommen und vergessen dabei, dass er nichts verlangt, nichts vorgibt, nichts und niemanden ausschließt. Der November, dieser Monat, der uns gegen Ende eines Jahres in die Arme schließen würde, wenn wir ihn ließen, wenn wir ihm gleich unsere Erwartungen ad acta legen und seinem Grau unsere Farbe an die Seite stellten. Wenn wir die Einladung annähmen, einmal die Augen zu schließen, einmal nicht nach vorne und zurück zu schielen, einmal uns an den Händen zu nehmen und im Falle auch auf und in den Arm.

Wo der Hunger den Tisch deckt, teilst du deinen Teller.
Wo die Zeit auf ein Wunder vorbeischaut, bleibst du.
Wo der See die Segel streicht, landest du.