Gemäuer

Wiener (Fest-)Wochen-Klausur

Wien Wochenklausur | Anne Seubert

I hear futures and I forget. I see futures and I remember. I do futures and I understand.

Wenn Wien ruft, steh ich auf und kopf und frage die Welt, ob sie nicht auch zwei Tage Zeit hätte. Zeit, die ich in Seidenpapier schlage und unterm nicht genutzten Kopfkissen auf der linken Seite verstaue, bis der Tag gekommen, nicht dass du sie ob nächtlicher Heisshungerattacken heimlich auswickelst und anderweitig vertilgst. Aber am Tag der Reise  hast du gepackt und sogar noch eine Nacht überzeugen können mitzukommen an die Donau, die sich vertrauensvoll anschmiegt, sobald wir unsere Füße an ihr Ufer setzen. Und uns, die wir die Stadt gerne vom Wasser aus auskundschaften, du die Bars, ich die Bühnen, du die Wege, ich die Abzweigungen. Ein Bruder hatte gerufen und ich war gern gefolgt, viel zu lange ist es her, dass wir uns in die Augen geschaut und ein, zwei Soda Zitrone auf Ex genommen und den Opernring um den kleinen Finger gewickelt haben.

Josef Rot | MAK Wien | Anne Seubert

Welt, darf ich dich ein bißchen schöner machen?

Und siehe da, Edvard Munch lädt zum Gespräch und Igor Levit gibt sich auch gerade Ehre im Gläsernen Saal, Reiner Riedler ruft im Westlicht Sehnsüchte und Paradies-Szenarien zusammen und im Welt Museum adeln sie Bücherregale. Schönheit als Motor, als Sehnsuchtsmoment und Achillesferse, Schönheit als Fortschrittsindikator? Josef  Hoffmann  hat viel ausprobiert, er hatte einiges vor, nicht alles gelang, so viel sei verraten, aber dann wäre das MAK bei dem ehrenwerten Versuch einer Werkschau auch geplatzt. So bleibt es zumindest möglich, die an die 1000 versammelten Spuren seines Schaffens miteinander und dem heute erlebten Wien in Beziehung zu setzen.

Wiener Sommer | Anne Seubert

Wien hat sich freigenommen, spontan die Festwochen ausgerufen und die Sonne instruiert, dem Wasser Ruhe aufgetragen und vergessen, mir die Kleiderordnung zu übermitteln. Es gibt Musik und Melange, leichte Röcke und lange Nächte, Überforderndes und den unvernünftigen Abstand zu allem, was Pflicht. Es ist keine Kunst, sich heuer erneut in dich zu verlieben, das merken wir schnell und genießen es trotzdem oder gerade deshalb umso mehr.