Geliebte

Licht, das aus Bäumen auf dich fällt

Eidechse oder Salamander fragt dein Finger auf dem Weg unter meine Haut, da weiß das Moos noch nichts von den langen Fingern deiner Schatten, ruhig auch mal quer zur Lieblingsschläfe, legt Kreuzfeuer an Triggerpunkte und Ruhetage auf Wimpernhaine.

Zwischen den Zehen versucht er es, an der Hüfte auch, und hinter der Kniescheibe, die sich immer noch nicht dreht. Ich lache zeitverzögert und verweigere auf Nachfrage jegliche Kausalität, meine Haut zittere nicht ob deines Muts zur Berührung, der ja immer auch Bewegung und zwar meist nach vorne, selten zur Seite und rückwärts eigentlich nie. Eine Wimper aber verrät mich, sie fällt in dem Moment, in dem dein Zeigefinger über meinen dritten Lendenwirbel streicht, streichelt und das so als ab Absicht etwas wäre, das nicht eingeladen, aber trotzdem erschienen, und kollektiv geduldet mit dieser leisen Absprache, die zwischen Blicken passiert, die nicht ausgetauscht, sondern nur im Vorübergleiten touchiert. Meine Haut zittert aus exponenziell sich in Dichten jenseits von Realität zur Membran gesteigerter Präsenz, so durchlässig wie unausweichlich, so licht wie Rückhalt gebietend einem jedem, der sich  in zu großen Schuhen nähert, oder lackierten Nägeln.

Du verweilst, wo andere Arbeit suchen, wo andere der Zeit auf die Sprünge helfen und den Vormittag ins Gebet nehmen, es sei ja schon, und die Sonne stünde ja bereits, und schließlich die Mittagspause ja durcaus auch eine von den endlichen zu nennen, so unter uns, und überhaupt der Nachmittag auf den unweigerlich und herbeigesehnt auch der Feierabend folge, man wisse ja, wie das liefe und wer da die Fäden in der Hand, die Schatten nachlässig verschnürt darunter, und dann sei auch schon. Immer eigentlich.

Du  Aber lässt dir die Butter nicht aus der Dose, die Ruhe nicht aus dem Segeltuch wringen, den Wunsch nicht von den Lippen ablesen, du möchtest aussprechen, was dir Gänsehaut verursacht und die Pläne sich in Luft auflösen lässt, seien es auch noch so versöhnliche, verführerische, verräterische, dein Finger ruht, wo du ihn einst angelegt hast, und mein Wirbel zumindest weiß das zu schätzen.

Scham hat hier keinen Zutritt, raunst du mir am Ohrläppchen vorbei in den Gehörgang, der meiner ist und nicht der von Gott, das hast du sichergestellt, wie auch den Beichtstuhl ausgeschlagen, trotz der idealen Lichtverhältnisse und 1-A-Lage am Rande des schlechten Gewissens, du bevorzugst die Ottomane, die deinen Beinen entgegenzukommen scheint in ganzer Länge und auch den Breitengrad zu buchstabieren weiß: Springer auf D6 und dann gleich wieder scharf links abbiegen.

Seit ich dich kenne, mag ich Haarnadelkurven und Serpentinen, die mir bislang fremd, aber nun, da du kurvst und auch mal kreuzt, vermag ich ihrer Schönheit gewahr zu werden, die ja eine eigentümliche ist, Bergvölkern und Motorradfahrern vorbehalten, mag ich nicht unerwähnt lassen und wähne mich abseits der Alpen in einem Tal, durch das ein Bergbach gleitet, als sei dieses Tal seines und nur seines und die Berge nur dafür gemacht, der Scham den Rücken frei und ihn in Form zu halten.